Gemeinsam musizieren, beim Singen Leidenschaft entfachen und Menschen mit der Musik berühren – für Michael Käppler nur einige Gründe, warum die Arbeit als künstlerischer Leiter des Kammerchores der Universität Erfurt so viel Spaß macht. Daneben ist er Künstlerischer Mitarbeiter für Chorleitung und als freiberuflicher Dirigent aktiv. „Ich mag meine Uni“ sprach mit ihm über den Kammerchor – seinem Ensemble im Fachgebiet Musik der Uni Erfurt...
Der Begriff Kammerchor bezeichnet ursprünglich einen eher kleineren, anspruchsvolleren Chor. Und das trifft durchaus auf das Ensemble von Michael Käppler zu: „Wer im Kammerchor mitmachen möchte, sollte bereit sein, Zeit zu investieren und sich an musikalischen Herausforderungen zu versuchen“, erklärt Michael Käppler eingangs. „Dabei ist es mir sehr wichtig, dass das gemeinsame Musizieren nicht den Charakter einer Lehrveranstaltung hat, zu der man gehen muss. Vielmehr geht es darum, dass die Studierenden Spaß am Singen haben und der Chor als Gruppe agiert. Denn beim gemeinsamen Musizieren passiert viel zwischen den Menschen, es entsteht gewissermaßen eine Bindung.“ So verbringen die derzeit 35 Mitglieder auch über die Proben hinaus Zeit miteinander, beispielsweise beim regelmäßigen Stammtisch. Für einen Chor-Austausch ging es für das Ensemble sogar schon nach Island, wo neben den Proben natürlich auch Sightseeing auf dem Programm stand. Wer beim Kammerchor mitmachen kann? „In erster Linie richtet sich unser Angebot an Studierende der Uni Erfurt. Allerdings planen wir, den Chor zukünftig mehr in die Stadt zu öffnen und somit weitere interessierte Leute anzusprechen.“ Um zu schauen, wer in den Chor passt, gibt es zudem das sogenannte „Vorsingen“, das laut Michael Käppler allerdings häufig der „wunde Punkt“ ist: „Wir stecken da oft in der Zwickmühle. Einerseits gibt es Leute, die gerade wegen des Vorsingens vorbeikommen, für sie ist das dann ein Zeichen von Anspruch. Für andere wiederum – und das würden wir gern ändern – ist allein der Begriff abschreckend, weil das Selbstvertrauen fehlt bzw. sie daran zweifeln, ob sie wirklich gut genug sind. Dabei geht es gar nicht um professionelle Gesangstechniken, sondern eher um gewisse Grundfähigkeiten und natürlich die Stimme an sich. Zudem ist es im Chor sehr wichtig aufeinander zu hören und nicht nur nebeneinander zu stehen. In diesem Zusammenhang schauen wir auch, wie gut Gehörtes nachgesungen werden kann.“ Um die Aufnahme aufzulockern, ist die Einführung einer Probezeit angedacht. Interessierte könnten so für ein paar Wochen „schnuppern“ und erst danach würde ein kleines Vorsingen stattfinden.
Welche Lieder im Kammerchor gesungen werden? „Alles mit einem gewissen Anspruch, wobei wir stilistisch relativ breit gefächert sind und auch mal Gospellieder singen. Die Tendenz geht jedoch klar in die klassische Richtung“, sagt Käppler. Eine weitere Besonderheit beim Kammerchor: Die Lieder werden zu 90 Prozent a capella, also ohne instrumentale Begleitung, gesungen. So konnte der Kammerchor bereits bei nationalen und internationalen Chorwettbewerben überzeugen, u.a. bekam er ein goldenes Diplom beim „Cantemus-Chorwettbewerb“ in Limburg und belegte den 5. Platz in der internationalen Wertung der Kategorie Kammerchor mit Pflichtstück beim „Harmonie-Festival“. Und nicht nur zu Wettbewerben kann man den Chor live erleben. Auch vor Ort gibt es einige regelmäßige Termine, wie das Sommerkonzert, die Adventskonzerte oder das Semestereröffnungskonzert, das neu etabliert werden soll.
Was dem künstlerischen Leiter an der Arbeit mit dem Kammerchor am meisten gefällt? „Das Beste ist, dass man mit Menschen zusammen musizieren kann und dabei vieles von ihnen mitbekommt. Man spürt beispielsweise, wenn jemand unsicher ist, und kann darauf eingehen. Andererseits merke ich auch, wenn die Sänger ein Stück mit Begeisterung proben und sie beim Singen eine gewisse Leidenschaft entwickeln. Über positive Rückmeldungen freuen wir uns auch immer. Eine Besucherin eines unserer jüngsten Konzerte sagte z.B., dass sie eine richtige Gänsehaut hatte. Und zu wissen, dass man mit dem, was man tut, Leute berührt, ist natürlich unglaublich toll.“