Es war eine spontane Idee. „Eigentlich eine Schnapsidee“, sagt Sarah Duryea. Aber dann wurde daraus Ernst. Und nun wird es definitiv ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Universität Erfurt: Die internationale Veranstaltung „Model United Nations“, kurz: MUN, eine Simulation der Vereinten Nationen, kommt 2019 nach Erfurt – und mit ihr rund 400 Teilnehmer aus aller Welt.
Sarah, einst selbst Studentin der Staatwissenschaften an der Uni Erfurt und heute Lehrbeauftragte im Studium Fundamentale, ist neben Prof. Dr. Oliver Kessler eine der Organisatoren des internationalen Events und hat schon heute alle Hände voll zu tun. „Es wird viel Arbeit, das ist mir bewusst“, sagt sie. „Aber die Veranstaltung nach Erfurt zu holen, ist auch eine Riesenchance für die Universität, international auf sich und den wunderschönen Studienort aufmerksam zu machen.“ Vom 24. bis 30. November wird es soweit sein – 2019, 640 Jahre nach Gründung der Universität Erfurt, 25 Jahre nach deren Neugründung, 30 Jahre nach dem Mauerfall und 15 Jahre nach der ersten Teilnahme von Erfurter Studierenden am „Model United Nations“. Wenn das kein Anlass ist…
„Lokale MUN-Veranstaltungen gab es hier schon, aber noch nie hat das internationale MUN-Projekt in Deutschland stattgefunden. Umso mehr freuen wir uns natürlich, dass wir uns gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen konnten und als erste deutsche Universität von der amerikanischen Partnerorganisation ausgewählt wurden, das Event zu veranstalten“, freut sich Sarah Duryea, die selbst an zahlreichen MUN-Konferenzen, unter anderem in New York, teilgenommen hat. Eine Woche lang werden im November 2019 die Teilnehmer aus aller Welt einen Gipfel der Vereinten Nationen simulieren – ganz nach dem Vorbild der UN und natürlich in englischer Sprache. Sie werden dabei die verschiedenen Länder vertreten, in deren Perspektiven sie sich zuvor eingearbeitet haben, werden miteinander diskutieren und an Lösungen für ein konkretes Problem arbeiten. „Wir haben das Thema noch nicht final festgelegt, aber es wird sehr wahrscheinlich um die Teilung von Staaten und damit zusammenhängende Krisen gehen“, sagt Sarah Duryea. „Ist ja irgendwie auch naheliegend – 30 Jahre nach dem Fall der Mauer in Deutschland. Aber auch mit Blick auf den Konflikt in Korea oder den Sudan ist das ein höchst spannendes Thema.“ Im Rahmen der Konferenz soll jedoch nicht nur debattiert werden, die Teilnehmer werden auch Gelegenheit bekommen, Erfurt und Umgebung kennenzulernen, z.B. bei Ausflügen auf die Wartburg, den Ettersberg und Point Alpha. Für den 28. November ist zudem ein großes Thanksgiving-Dinner geplant.
Bis es soweit ist, hat das Organisationsteam aber noch alle Hände voll zu tun: Ein Programm muss her, ein Finanzplan und mit ihm Sponsoren und Unterstützer, Helfer müssen angesprochen, Hotelkontingente gebucht, Busunternehmen und Caterer angefragt werden, und neben dem Rathausfestsaal und dem Kaisersaal werden auch noch weitere Räumlichkeiten benötigt. „Zwei Jahre bis zur Konferenz sind überschaubar, deshalb haben wir auch schon mit der Planung angefangen“, sagt Sarah, die all dies ehrenamtlich macht. „Mancher würde das vielleicht verrückt nennen, aber ich stehe so sehr hinter dem Projekt und freue mich so auf die Veranstaltung, dass ich die Arbeit sehr gern mache.“ MUN habe sie als Studentin mehrfach miterleben dürfen und das Projekt als überaus bereichernd empfunden. „Man lernt ja nicht nur andere Länder, ihre Kultur und politischen Haltungen kennen, sondern wächst auch in seiner Persönlichkeit. Es ist toll, zu sehen, wie anfangs schüchterne Teilnehmer plötzlich über sich hinauswachsen und vor mehreren 100 Gästen einen Vortrag halten. Außerdem lernt man, die eigenen Positionen einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dabei merkt man schnell, dass der eigene Weg nicht immer der alleinselig machende ist. Das sind wirklich wertvolle Erfahrungen. Und ganz nebenbei schult das Ganze ja auch die eigenen Sprachkenntnisse. Kurz: Es erweitert den Horizont jedes Einzelnen.“
Und deshalb will Sarah auch nicht nur Studierende aus den Staatswissenschaften für die Konferenz 2019 in Erfurt ins Boot holen: „Ich könnte mir vorstellen, dass auch die angehenden Kommunikationswissenschaftler Interesse hätten, an der Vorbereitung mitzuwirken – zum Beispiel, wenn es um die Bewerbung der Veranstaltung geht“, sagt die 29-Jährige. „Oder Historiker und Theologen, die Themen-Stadtführungen für das Rahmenprogramm entwickeln könnten. Wir sind da sehr offen und freuen uns über weitere Mitstreiter.“
Ein bisschen was „abschauen“ für 2019 können sich die Erfurter vielleicht sogar schon im November – bei der nächsten internationalen MUN-Konferenz in Kanada, zu der auch 2017 wieder eine Gruppe Studierender reisen wird. Oder bei einer der jährlich stattfindenden Konferenzen in New York. Die Vorfreude ist jedenfalls groß, das sieht man Sarah Duryea unweigerlich an. „Wir ‚MUNis‘ sind eine große Familie, da zieht jeder mit“, sagt sie begeistert. „Manche sind noch Jahre nach einer Konferenz über Kontinente hinweg miteinander verbunden. Das ist auch ein Grund, warum ich immer wieder dabei bin und mich im Organisationsteam für 2019 engagiere. Aber wir bekommen auch viel Unterstützung – sei es von Professor Kessler, dem Dekan der Staatswissenschaftlichen Fakultät Prof. Mehlkop, der Hochschulleitung oder Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Und wir freuen uns, dass wir mit der Konferenz in Erfurt auch einmal den Studierenden in Deutschland eine Teilnahme ermöglichen können, die sonst aus Kostengründen nicht bis nach New York reisen können. ‚Model United Nations‘ ist einfach eine Riesenchance – für die Teilnehmer selbst, aber auch für die Universität und die Stadt Erfurt. Gemeinsam können wir beweisen, wie weltoffen und attraktiv die Landeshauptstadt ist. Diese Chance müssen wir nutzen.“
Übrigens: Für die Konferenz werden noch jede Menge Freiwillige gesucht, die bei der Betreuung der Veranstaltung vor Ort unterstützen möchten. Wer Lust hat, dabei zu sein, kann sich unter mun@uni-erfurt.de melden.