Sie liegen, achtlos weggeworfen, auf Gehwegen herum, in Parks, im Wald, auf Spielplätzen, am Strand. Sie verschmuddeln öffentliche Plätze, verschmutzen unsere Umwelt und schaden der Gesundheit: Zigarettenkippen. Juliane Wettmann, Studentin der Universität Erfurt, wollte etwas dagegen tun. Gelegenheit dazu bekam sie während eines Pratikums, das sie beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) in Erfurt absolvierte. Ihr Master-Studium "Angewandte Linguistik" kam ihr dabei sehr gelegen. Und so entwickelte sie gemeinsam mit dem Büro für 'Leichte Sprache' den 28-seitigen Ratgeber „Wohin mit all den Zigaretten-Kippen?“. "Ich wollte ein Bewusstsein für das Thema schaffen, die Gefahren aufzeigen, um vielleicht auch einige Menschen zum Umdenken anzuregen", sagt Juliane über ihre Motivation. "Das Ganze in sogenannter 'Leichter Sprache' zu tun, hat außerdem den Vorteil, dass noch mehr Menschen ermöglicht wird, etwas über die Problematik zu lernen."
Dabei war sie eigentlich eher durch Zufall beim CJD, genauer gesagt im 'Büro für Leichte Sprache / Zentrum für Kommunikation' gelandet – eine Kommilitonin hatte es empfohlen, als Juliane auf der Suche nach einem geeigneten Ort für ein Pflichtpraktikum im Rahmen ihres Studiums war. "In diesem Praktikum lag mein Schwerpunkt auf dem Übersetzen von Texten in sogenannte 'Leichte Sprache'. Es standen verschiedene Themen zur Auswahl und so entschied ich mich schließlich, eine Broschüre zum Thema Zigarettenkippen und Umweltschutz zu erstellen." Mit 'Leichter Sprache' hatte Juliane damals noch wenig Erfahrung: "Ich wusste, dass es Leichte Sprache gibt, weil mir das Angebot häufiger auf verschiedenen Websites begegnet war. Allerdings habe ich mich bis zu meinem Praktikum nie näher damit beschäftigt." Heute weiß sie, wie wichtig es ist, komplexe Themen für alle Menschen – auch solche mit sprachlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen – aufzubereiten. "Ich habe so viel dazugelernt, nicht nur was das Thema Zigarettenkippen und Umwelt betrifft, auch hinsichtlich der 'Leichten Sprache' als Variante des Deutschen, was für mich als Linguistik-Studentin wirklich toll war." Auch wenn es gerade am Anfang nicht immer einfach war: Juliane musste umdenken – kurze Sätze bilden, nur einen Gedanken pro Satz, keine Fremdwörter, lange Wörter, wenn möglich, durch Bindestrich trennen –, um ein größtmögliches Textverständnis zu gewährleisten. "Aber ich hatte auch Unterstützung seitens des CJD", sagt sie. "Nancy Brack und Christiane Bähr brachten mir viel Vertrauen entgegen und ich konnte sehr selbstständig am Text arbeiten. Es war super hilfreich, zwei Expertinnen an der Seite zu haben, die mir immer wieder sagten, wenn noch etwas zu kompliziert, zu komplex formuliert war und noch genauer erklärt werden musste. Außerdem habe ich mich mit Mario Merella vom Abfallunternehmen „TobaCiycle“ ausgetauscht und durfte Informationen der Unternehmenswebsite für mein Projekt nutzen."
Durch ihre Arbeit an der Broschüre hat Juliane auch selbst eine Menge über das Thema erfahren. Klar, sie wusste auch vorher: "Kippen schaden der Umwelt und sie verunstalten das Stadtbild." Aber wirklich intensiv damit auseinandergesetzt hatte sie sich als Nichtraucherin damit jedoch noch nicht. Bei ihrer umfangreichen Recherche erlebte sie dann so einige Aha-Momente und stieß auf verschiedene Berichte, Fakten und Zahlen, die die junge Frau wirklich zum Nachdenken brachten. „Man sollte meinen, dass hohe Bußgelder die meisten Menschen dazu motivieren müssten, ihre Kippe im nächsten Mülleimer zu entsorgen, statt sie auf dem Gehweg auszutreten“, erklärt sie. Dass dem nicht so ist, zeigten die Zahlen aber deutlich: Laut Weltgesundheitsorganisation WHO machen die "Glimmstängel" zum Beispiel rund ein Drittel des Mülls in Gewässern aus und jährlich werden weltweit bis zu 680 Millionen Kilogramm Kippenmüll unsachgemäß entsorgt (Quelle: NDR). Einmal achtlos weggeworfen kann es bis zu 15 Jahre dauern, bis sich so eine Zigarettenkippe vollständig zersetzt. Während dieses Prozesses werden unzählige Schadstoffe freigesetzt, darunter Arsen, Blei, Kupfer, Ammoniak und natürlich Nikotin. Im Boden, und damit letztlich auch im Grundwasser, stellen die Giftstoffe eine Gefahr für Organismen dar. Aber nicht nur das: Viele Tiere, zum Beispiel Vögel, verwechseln Zigarettenkippen häufig mit Nahrung. Die Folge: Sie ersticken oder verhungern mit gefülltem Magen. Und auch für den Menschen sind die Gefahren nicht zu unterschätzen. So kann beispielsweise nicht ausgeschlossen werden, dass Gifte in unserer Nahrungskette landen. Die weitaus unmittelbarere Gefahr liegt jedoch darin, dass weggeworfene glimmende Kippen verheerende Brände verursachen können.
Die große Frage, die sich Juliane Wettmann also stellte: Wie schützt man die Umwelt vor giftigem Zigarettenmüll? "Die Antwort ist ziemlich einfach: Zigarettenkippen gehören in den Restmüll. Ist kein Mülleimer in der Nähe, kann man die 'Kippe' einfach in ein Taschentuch wickeln und zuhause oder im nächsten Abfallbehälter entsorgen. Die etwas schickere Variante: Taschenaschenbecher. Die gibt es heutzutage nämlich in allen erdenklichen Formen, Farben und Materialien."
Mehr dazu erfahren Sie in dem nun erschienenen Ratgeber, der vom Erfurter SpendenParlament, einem Projekt der BürgerStiftung Erfurt, gefördert wurde. Er richtet sich unter anderem an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Demenzerkrankung oder Migrationshintergrund. Die Broschüre in 'Leichter Sprache' steht kostenlos zum Download im Internet bereit: https://kurzelinks.de/zigarettenkippen-leichte-sprache. Sie kann aber auch in gedruckter Form gegen eine Schutzgebühr von 1 Euro und Übernahme der Versandkosten beim Büro für Leichte Sprache des CJD Erfurt unter E-Mail: leichte-sprache@cjd.de bestellt werden.
... ist ein gemeinnütziger Verein und zugleich eines der größten Bildungs- und Sozialunternehmen in Deutschland. Seine mehr als 10.700 Mitarbeitenden fördern und begleiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene an über 350 Standorten in Kitas, Schulen, Berufsbildungswerken und Lehrbetrieben, in Kliniken, Reha-Einrichtungen, Wohngruppen und Werkstätten. Der seit der Gründung des Unternehmens 1947 geprägte Leitgedanke „Keiner darf verloren gehen!“ bedeutet heute für das CJD, dass jeder Mensch das Recht hat, Teil der Gesellschaft zu sein. Das CJD unterstützt Menschen auf diesem Weg. Es befähigt Menschen, ihre Persönlichkeit zu entfalten und durch bedürfnisorientierte und vernetzte Angebote ein selbstständiges Leben zu führen.