Mit ihrem "careerMe"-Mentoring-Programm möchte die Universität Erfurt Wissenschaftler*innen in ihrer Karriereplanung und insbesondere auf dem Weg zur unbefristeten Professur bestmöglich unterstützen. 2022 zunächst für Postdoktorand*innen und Career-Track-Professor*innen angeboten, bietet das Mentoring-Programm ab diesem Jahr zusätzlich eine Programmlinie für fortgeschrittene Doktorand*innen. Dabei werden sie als Mentees in ihrer Karriereplanung und -entwicklung ein Jahr lang durch einen Mentor bzw. eine Mentorin unterstützt. Für unseren Campusblog haben wir mit Sandra Neumann gesprochen und sie nach ihren persönlichen Erfahrungen gefragt. Sie ist Professorin für Inklusive Bildungsprozesse bei Beeinträchtigungen von Sprache und Kommunikation an der Universität Erfurt und war bereits in der ersten Programmrunde als Mentorin mit dabei...
Frau Prof. Neumann, was hat Sie bewogen, sich als Mentorin für das careerMe-Programm zu engagieren?
Ich bin damals als frisch Promovierte selbst in den Genuss gekommen, an dem Cornelia-Harte-Mentoringprogramm (CHM) der Universität Köln teilnehmen zu dürfen. Das war ein großes Programm mit vielen Teilnehmerinnen und ich hatte dort auch eine ganz tolle Mentorin. Ich habe mir damals schon vorgenommen, später auch einmal als Mentorin zu fungieren, weil ich das Programm so bereichernd fand. Das Mentoring hat mich gerade in dieser frühen Postdoc-Phase gut auf den Weg gebracht. Und dadurch, dass es über ein ganzes Jahr lief mit engmaschigen Seminaren, Workshops, Coachings und dem E-Team, war das eine sehr intensive Zeit. Und ich empfinde es als sehr bereichernd, dass unsere Mentees an der Uni Erfurt so etwas nun auch angeboten bekommen.
Und wie läuft das so zwischen Mentor*in und Mentee, was ist da Ihre Erfahrung?
Wir kamen zunächst in einem Einstiegsworkshop zusammen und da wurde mir noch einmal klar, dass doch viel Verantwortung bei den Mentees liegt. Das kannte ich so eigentlich bislang nicht. In der Doktorand*innen-Betreuung war ich es eher gewohnt, die Linie vorzugeben. Und das ist bei "careerMe" tatsächlich nicht so. Das war für mich neu, aber auch sehr spannend und bereichernd.
Der bzw. die Mentee bereitet die jeweiligen Treffen vor. In unserem Fall finden sie meistens online statt, u.a. weil wir nicht in derselben Stadt wohnen (sonst würden wir uns garantiert auch persönlich treffen). Vor dem Treffen bekomme ich meist eine E-Mail, damit ich weiß, welche Fragen bzw. Themen meine Mentee gern besprechen möchte. Struktur gibt uns dabei ein "Vertrag", in dem wir vorher festgelegt haben, welche Ziele wir miteinander verfolgen. Wir sprechen dann immer etwa eine Stunde miteinander. Und beim nächsten treffen geht es dann weiter. Aber ich stehe natürlich auch bei dringenden Fragen per E-Mail zur Verfügung. Das war bisher auch für meine Mentee sehr wichtig, wenn sie wichtige Entscheidungen treffen musste und ich fand es schön, dass ich daran teilhaben konnte. Thematisch gehts natürlich um den Karriereweg, aber auch um Dinge wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und was ich auch ganz toll finde: Ich habe jemanden "zugewiesen" bekommen, der thematisch und fachlich maximal von mir entfernt ist. Am Anfang hatte ich da erstmal Bedenken: "Kann ich da überhaupt irgendetwas leisten? Ich habe ja keine Ahnung wie deren scientific community tickt." Aber es hat sich gezeigt, das klappt und es gibt viele übergeordnete Themen, die für alle Wissenschaftsbereiche gelten. Kurz: Ich habe das Gefühl, dass ich meine Erfahrung hier gut einbringen kann.
Was macht ein erfolgreiches Mentoring für Sie aus?
Der Prozess kann meines Erachten nur erfolgreich sein, wenn er eine klare Struktur und eine klare Zielsetzung hat und man am Ball bleibt. Wichtig sind auch Verlässlichkeit und Vertrauen. Letzteres muss man wohl als Vorschuss geben, damit man sich gegenseitig öffnen kann. Denn das gehört ja auch dazu. Ich selbst habe einen Karriereweg mit Höhen und Tiefen erlebt, und klar, auch Fehler gemacht. Erfolgreiches Mentoring gelingt natürlich auch und macht besonders Freude, wenn ein Mentee für sein Fach "brennt", nach vorne will, Karriere machen, etwas bewegen möchte. Wenn man als Mentor*in so einen jungen Menschen an seiner Seite hat, dann finde ich das total bereichernd - auch wenn der Mentee aus einem anderen Fachbereich kommt. Es macht mich glücklich, wenn ich Erfahrungswissen, das man nirgendwo nachlesen kann, weitergeben kann und merke, dass das beim anderen etwas bewegt. Und das, ohne dass ich irgendwelche Sichtweisen oder Dinge aufzwinge. Dann ist das schon echt ein tolles Gefühl!
Wem würden Sie das careerMe-Mentoring-Programm empfehlen?
Allen Postdocs, die einen Entwicklungsschub erfahren wollen. Denn ich glaube, dass kann ein Mentoring-Programm sehr gut. Und allen Professor*innen in Erfurt würde ich ebenfalls ans Herz legen, es einfach mal auszuprobieren. Weil es ein schönes Format ist, das einem selbst auch etwas bringt und gibt. Es regt an, auch noch einmal anders über Dinge nachzudenken, weil man mit einem Menschen aus einem ganz anderen Fach zu tun hat. Man kommt dadurch verstärkt in die Selbstreflexion. Und das bringt einen für das universitäre und wissenschaftliche Arbeiten voran. Es bereichert sehr. Mich freut es auch, dass es im Programm nun eine Linie für Promovend*innen in der Endphase ihrer Promotion geben wird. Denn das ist eine Zeit, in der man gut mentale Unterstützung gebrauchen kann.
Was gefällt Ihnen am besten am Programm?
Dass es den Mentees wirklich etwas bringt. Weil das Programm gut strukturiert und mit sinnvollen Angeboten, wie zum Beispiel dem Berufungsseminar, gespickt ist. Das scheint sehr gut angekommen zu sein. Und dann gefällt mir natürlich auch, in den Austausch mit anderen Mentor*innen zu kommen. Das finde ich sehr belebend.