„Das Versprechen aus dem Vorlesungsverzeichnis, im Sommersemester etwas ganz Praktisches im Bachelor-Studium zu machen und nicht nur die Theorie zu büffeln, das hat mich gelockt“, sagt Katharina Storz. „Ich hatte schon im ‚Global Communications Project‘ gesehen, wie cool das ist, an realen Themen zu arbeiten und am Ende eine eigene Marketingkampagne zu entwickeln, da musste ich auch diesmal nicht lange überlegen.“ Und so meldete sich die Studentin im vergangenen Sommersemester für das Seminar „Wahlarena“ im Bachelor Kommunikationswissenschaft bei Dr. Markus Seifert an der Uni Erfurt an. Mit der Aufzeichnung und Veröffentlichung einer Talkshow mit Thüringer Politiker*innen ist das Seminar in diesen Tagen zu Ende gegangen. Und Katharina Storz ist – wie ihre Kommilitonin Nike Lange – ziemlich begeistert und natürlich auch ein bisschen stolz darauf, was die 13 Studierenden hier am Ende geschafft haben.
Nike Lange berichtet: „Am Anfang stand für uns die Frage, wie ein attraktives Thüringen für junge Menschen gestaltet werden kann. Das ist ja nicht nur im Superwahljahr 2024 ein großes Thema. Aber passt natürlich gerade super. Und klar war, am Ende des Semesters sollte eine Fernsehsendung stehen, die wir komplett selbst recherchiert, geplant, vorbereitet, gedreht und moderiert haben. Ganz ehrlich, ich hatte ziemlichen Respekt vor der Aufgabe. Aber ich wollte natürlich auch unbedingt dabei sein.“
Und so machte sich die Studierendengruppe gleich ans Werk. Erstmal Hintergrundwissen „draufschaffen“ – klar, ganz ohne Kenntnisse der politischen Landschaft in Thüringen und zu Wahlen im Allgemeinen gings natürlich nicht. Deshalb gabs im Seminar auch erstmal einen theoretischen Input vom Dozenten, Dr. Markus Seifert. Dann kam die Recherche: Mit wem wollen wir sprechen, vom wem versprechen wir uns die klarsten Antworten auf unsere Fragen? Und ja, welche konkreten Fragen wollen wir überhaupt stellen? „Wir haben Teams gebildet, die dann jeweils Teilaufgaben übernommen haben“, erklärt Katharina Storz. Eins hat sich beispielsweise um die Ansprache und insgesamt die Kommunikation mit den Gästen gekümmert, ein anderes um die redaktionellen Inhalte für die „Wahlarena“-Sendung, also den Fragenkatalog und das Manuskript, ein weiteres um die Moderation der Sendung und ein viertes um die Gestaltung und Vorbereitung des Studios, das das Medienbildungszentrum der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) am Standort Gera als Unterstützer und Partner des Studienprojekts zur Verfügung gestellt hatte. „Auch wenn jede Gruppe ihre eigenen Verantwortlichkeiten hatte, kamen wir zwischendurch immer wieder zusammen, um uns auszutauschen und miteinander abzustimmen“, berichtet Katharina. Jede*r sollte schließlich ein gutes Gefühl haben, wenn sich die Gruppe am Ende des Semesters zur Aufzeichnung auf den Weg nach Gera machen würde.
Und natürlich lief auch nicht von Anfang an alles glatt – zum Beispiel mussten manche Politiker ihre Teilnahme an der Talksendung absagen, neue Gesprächspartner*innen mussten gefunden werden. Nike und Katharina, die sich besonders um die Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt gekümmert haben, sind dennoch zufrieden, denn am Ende stand eine spannende Runde in Gera: Katharina Schenk (SPD), Bernhard Stengele (Bündnis 90/Die Grünen), Katja Wolf (BSW), Beate Meißner (CDU) und der amtierende Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) stellten sich den Fragen der Studierenden zu Klima und Mobilität, Wirtschaft und Wohlstand sowie Migration und Zusammenhalt. Mit jedem der Gäste wurde dafür ein Vorgespräch geführt – auch das übernahmen die Studierenden selbst, manchmal am Telefon, manchmal online. „Mit Bodo Ramelow haben wir uns sogar direkt in der Staatskanzlei verabredet“, berichtet Katharina. „Das war schon irgendwie aufregend, denn ich war noch nie in der Staatskanzlei und mit einem Ministerpräsidenten hatte ich zuvor auch noch nicht persönlich gesprochen.“ Dementsprechend motiviert waren sie und ihre Kommiliton*innen auch bei ihrem Besuch. Aber nicht nur Bodo Ramelow, auch die anderen „Wahlarena“-Gäste seien sehr offen, freundlich und an den Themen bzw. Perspektiven junger Menschen, um die es ja in der Sendung auch in erster Linie gehen sollte, interessiert gewesen.
Nike und Katharina brechen auch gleich noch eine Lanze für ihre beiden Mitstudierenden, die die Wahlarena moderiert haben: „Respekt, die haben das echt toll gemacht.“ Auch hier gabs im Vorfeld wieder Unterstützung von der TLM – ein kleines Medientraining zum Umgang mit Kamera, Mikrofon und Stimme. Dennoch gehöre auch eine ordentlich Portion Mut dazu, sich in einer solch prominenten Runde öffentlich zu präsentieren.
Eines sei für die Studierenden bereits in der Planung klar gewesen: Die „Wahlarena“ sollte keine Abrechnung mit irgendeiner Partei oder der aktuellen Landesregierung sein, viel mehr ging es um die Frage, was gemeinsam unternommen werden muss, damit Thüringen auch für junge Menschen ein attraktiver Ort zum Leben, Arbeiten und Studieren bleibt. Und auch wenn der Titel der Sendung nicht zwingend darauf schließen lässt: Die Arena wurde nicht zur Kampfzone, sondern ermöglichte den Gästen eine spannende Diskussion, in der man trotz allen Wahlkampf-Getümmels doch fair miteinander umgegangen ist. „Das ist ja, wenn man sich aktuell Polittalks anschaut, auch nicht selbstverständlich“, sagt Nike Lange.
Am Abend des 9. August – dem Tag der Aufzeichnung – seien alle ziemlich erleichtert gewesen: Die Sendung war im Kasten, die Gäste von den Studierenden angetan, der Dozent ebenfalls stolz, die Arbeit geschafft. Klar, dass viele Momente an diesem Tag auch mit dem Handy festgehalten werden mussten – schon, um Eltern, Freunden und Bekannten davon möglichst bildhaft berichten zu können. Und so posteten Nike und Katharina die Highlights aus der Vorbereitung und der Produktion des Talks zwischendurch immer wieder in den Sozialen Medien. Auch das gehörte zum „Learning“ im Seminar. „Es war schon ziemlich cool, eine solche Produktion gemeinsam auf die Beine zu stellen und ein stolzer Moment, als wir es geschafft hatten“, sagen die Studentinnen – noch immer ziemlich begeistert von ihrem Sommersemester an der Uni Erfurt. Dass sie dabei eine Menge über medienpraktische Inhalte und berufspraktische Medienkompetenz gelernt haben, bescheinigt ihnen auch Markus Seifert. „Aber ich bin auch mit Blick auf die Landtagswahl am 1. September schlauer“, räumt Nike Lange ein. Durch die Auseinandersetzung mit den parteipolitischen Inhalten und die Diskussion mit den Politiker*innen sei ihr doch vieles noch einmal klarer geworden, sagt sie. Ob sie ihr Häkchen am Wahlsonntag an einer anderen Stelle setzen wird als noch vor dem Sommersemester, wollen wir wissen. „Nein“, sagt Katharina, „im Gegenteil: Ich bin mir in meiner Wahl jetzt sogar noch sicherer als vorher und kann sie selbst noch viel fundierter begründen.“ Und Nike ergänzt: „Ich habe durch das Seminar auch eine ganze Menge über Parteien gelernt, die ich bislang nicht so ‚auf dem Schirm‘ hatte. Und dabei ist mir nochmal klarer geworden, was andere bewegt, sie zu wählen. Das war eine wichtige Erkenntnis.“ Die beiden Studentinnen und ihre Kommiliton*innen hoffen nun, dass sie mit dem Projekt „Wahlarena“ auch andere (junge) Menschen erreichen und ermutigen können, sich Gedanken darüber zu machen, in was für einem Thüringen sie leben, studieren und arbeiten wollen, um dann am 1. September gut informiert ihre Kreuzchen auf dem Stimmzettel zu setzen. Denn so viel steht für sie schon heute fest: Thüringen ist ein echter „place to be“. „Und das soll auch so bleiben.“
Die 65-minütige „Wahlarena“ wurde am 9. August 2024 im Fernsehstudio des Thüringer Medienbildungszentrums am Standort Gera „live-on-tape“ aufgezeichnet. Sie ist nun im Thüringer Kabelnetz auf dem Lernsender „labor14“ des Medienbildungszentrums der TLM in Gera zu sehen und auch auf YouTube veröffentlicht.