Commitment Award 2022: Acht Projekte gehen ins Rennen

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Mohnblumen vor der Brandt School

Bereits zum elften Mal verleiht die Willy Brandt School of Public Policy der Universität Erfurt in diesem Jahr zusammen mit der Engagementpreis-Stiftung den Commitment Award. Ziel ist es, nachhaltigen Ideen und sozialen Projekten eine Anschubfinanzierung zu ermöglichen. Studierende und Alumni der Brandt School können zugleich mit ihren Initiativen zeigen, was sie im Master-Studium gelernt haben. Die besten drei Projekte werden mit jeweils 1000 Euro Startkapital prämiert.

Willy Brandt selbst war ein Treiber des sozialen Wandels, was sich klar in seinen sozialen und politischen Reformen widerspiegelt. Er war davon überzeugt, dass Politik keinen Zweck erfüllt, wenn die Politiker und Politikerinnen kein klares Ziel vor Augen haben, wenn sie Politik machen. Das multikulturelle, divers orientierte Umfeld der Brandt School bietet Studierenden die Möglichkeit, im Rahmen des Commitment Awards neue soziale Projekte zu entwickeln – in Erfurt und weltweit.

Jedes Jahr wählt beim Commitment Award eine Expertenjury drei Gewinner aus und orientiert sich dabei an folgenden Leitfragen: Wie gemeinnützig ist das Projekt? Wie viel Potenzial und Nachhaltigkeit weist das Projekt auf? Wird das Preisgeld verantwortungsvoll und effektiv einsetzt? Wird das Projekt mit hoher Wahrscheinlichkeit umgesetzt? Acht Projekte sind in diesem Jahr nominiert. Wir stellen sie hier kurz vor:

Priscilla Appiah: Ed-Tech for the Special Child

Das ghanaische Bildungssystem gilt als eines der fortschrittlichsten Systeme in Afrika. 2018 wurde Ghana im UNESCO Global Monitoring Report on Education for All als eines der drei leistungsstärksten Länder der Welt aufgeführt, das die Zahl der Schulabbrecher in den vergangenen fünf Jahren um mindestens 85 Prozent reduziert hat. Trotz dieser bemerkenswerten Fortschritte in der Grundschulbildung gibt es aber weiterhin Herausforderungen bei der Bildung von Kindern mit besonderen Lernbedürfnissen (Lernbehinderungen). Die Schulen für Kinder mit besonderen Lernbedürfnissen sind unterversorgt und verfügen nicht über ausreichende Ressourcen. Hinzu kommt, dass die Lehrkräfte in diesen Schulen dieselben traditionellen Lehrmethoden wie in den Regelschulen anwenden, die bei der Entwicklung der besonderen Fähigkeiten von Kindern mit besonderen Lernbedürfnissen wenig bis gar keine Ergebnisse gebracht haben. Dieses Projekt setzt Bildungstechnologien ein, um ein Ed-Tech-Toolkit mit Tablets, Kopfhörern und maßgeschneiderten Anwendungen und Software für die fünf in Ghana vorherrschenden Lernbehinderungen bereitzustellen.

Anandhapadmanabhan Vijayakumar, Nitin Sudhakar: Expert Evidence

Dieser Online-Dienst hilft dabei, Beweise aus dem Internet (soziale Medien, Nachrichten, E-Mails usw.) in einer vor Gericht zulässigen Weise zu erfassen, denn Erfassungsmethoden wie Screenshots, Ausdrucke usw. sind in Gerichtsverfahren nicht als Beweismittel zulässig. Ein Dienst, der aber dabei hilft, dennoch Beweise zulässig zu erfassen, würde vielen Menschen helfen, Zugang zur Justiz zu erhalten, einschließlich Opfern von sexueller Belästigung, Cybermobbing, Finanzbetrug und Verleumdung. Dies gilt insbesondere dann, wenn es derzeit keine andere Möglichkeit gibt, solche Beweise zu sichern. Bei diesem innovativen und nachhaltigen Projekt handelt es sich um ein Legal-Tech-Projekt, das Technologien wie Kryptografie und Blockchain nutzt.

Damilola Adeniran: Future Is Now (FiN)

Lange wurde bezweifelt, dass Nigeria bereit ist für die Zukunft der Arbeit, die digitale Fähigkeiten erfordert und die traditionellen Arbeitsplätze, wie wir sie kennen, auf den Kopf stellt. Die Corona-Pandemie hat diesen Übergang jedoch beschleunigt. Im Rahmen dieses Projekts werden freiwillige Lehrerinnen udn Lehrer rekrutiert, die an drei Sekundarschulen in Nigeria digitale Clubs einrichten, um die kommende Generation auf die Zukunft der Arbeit vorzubereiten, indem sie ihr Interesse und ihre Neugier am Erwerb digitaler Fähigkeiten wecken. Denn: Die Zeit zum Handeln für die Zukunft ist jetzt!

Chukwudi Okolo and Ebele Odinachi: Go-Women - Preneurs Initiative

Ein altes Sprichwort besagt, dass man mit der Ausbildung einer Frau eine Nation ausbildet, was auch bedeutet, dass man Nationen aufbaut, wenn man eine Mutter befähigt. Die Go-Women-Preneur-Initiative ist ein Projekt, das darauf abzielt, Frauen, insbesondere Mütter, die die Ernährerinnen ihrer Familien sind, zu stärken. Sie werden zunächst mit Geschäftsideen unterstützt, die ihren Fähigkeiten entsprechen, und mit kleinen Krediten für den Start ausgestattet, wobei die Folgemaßnahmen weitere Schulungen, Einsparungen und Sanierungspläne für die Nachhaltigkeit des Projekts umfassen. 100 Euro sind nachweislich genug, um in Nigeria oder anderen Entwicklungsländern ein kleines Unternehmen zu gründen.

Pius Fozan, Shuma Banik und Souvik Bandhapadhyay: Happy Periods

Für die meisten Menstruierenden ist die Phase ihres Menstruationszyklus eine transformative Lebensphase, in der sie emotionale und körperliche Veränderungen durchlaufen. Dies sind auch die prägenden Jahre in Bezug auf Bildung, Gesundheit und die Schaffung von Lebensgrundlagen. Deshalb ist der Zugang zu Informationen und Dienstleistungen von entscheidender Bedeutung, um Menstruierenden ein gesundes Leben zu ermöglichen. In Anbetracht der Vorteile, die ein Bewusstsein für die Menstruationsgesundheit und die Zugänglichkeit von Menstruationsprodukten mit sich bringt, zielt das Projekt "Happy Periods" darauf ab, eine Kultur der Akzeptanz der Menstruation zu schaffen. Die Organisatoren planen deshalb, mit Menstruierenden, Regierungsbeamten, Bürokraten, Türstehern wie Müttern und Lehrern zusammenzuarbeiten, um die politischen Entscheidungsträger zu beeinflussen und Menstruationsarmut zu beseitigen.

Komal Ramdey, Kavya Bhola und Vaibhav Kumar: “Mai bhi Curie – I am also Curie”

In Indien wird die Wissenschaft als Berufswahl für Mädchen immer noch als zweitrangig angesehen. Nur 14 Prozent der MINT-Forscher in Indien sind Frauen. Das Problem ist in ländlichen Gebieten noch gravierender, da sich dort die Identitäten der Mädchen in Bezug auf Geschlecht, Kaste, Religion und soziale Schicht überschneiden. Die entscheidenden Jahre, um dieses Problem anzugehen, sind die oberen Grundschuljahre für Mädchen. Um diese Grenze zu durchbrechen, haben wir einen wissenschaftlichen Lehrplan für die Mittelstufe entwickelt, der die kontextuellen Gegebenheiten und die sich überschneidenden Identitäten der Mädchen, die an den Schulen lernen, berücksichtigt.

Carolina Trichet Paredes: Ogygia

"Ogygia" ist nicht nur der Name einer Insel in der griechischen Mythologie, es ist auch der Name einer Online-Plattform, die Carolina Trichet Paredes für Migrantinnen bereitstellen möchte. Sie sagt, eine der größten Folgen der Pandemie sei geschlechtsspezifische Gewalt bei Migrantinnen. Damit und auch durch Sprachbarrieren gehe die Integration dieser Frauen in Deutschland langsamer voran. "Ogygia" soll das ändern und ein (virtueller) Ort sein, an dem Migrantinnen Hilfe bekommen. Mittels dieser Online-Plattform können sie sich über ihre Rechte informieren, Ansprechpartner für ihre Probleme finden und diese um Unterstützung bitten.

Satya Sai Yasaswi Pantam: Project Plastic - Path to Sustainability

Rajahmundry ist eine Stadt mit 552.000 Einwohnern im Bundesstaat Andhra Pradesh im südlichen Teil Indiens. In Rajahmundry und der näheren Umgebung fallen täglich 600 Kilogramm Kunststoffabfälle an. "Project Plastic" ist ein Abfallwirtschaftsprojekt zur Verringerung des Plastikmülls und zur Herstellung innovativer Produkte, aber auch basaler Infrastruktur wie Türen, Mülleimer, Tische, Hocker und Straßen. Es handelt sich um ein Business-to-Business- und Direct-to-Consumer-Modell, das mit privaten Unternehmen und der Regierung zusammenarbeitet.

Nun heißt es also "Daumen drücken". Wer in diesem Jahr die Nase vorn hat, entscheidet sich im Juli. Aber ehrlich gesagt: Für uns sind jetzt schon alle Projekt Gewinner und wir wünschen allen viel Glück!

Die Preisverleihung ...

... findet am Donnerstag, 7. Juli, um 18 Uhr vor geladenen Gästen im Collegium Maius (Michaelisstraße) statt. Wer außerdem Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich unter E-Mail: publicpolicy@uni-erfurt.de melden.