Auch in diesem Jahr verleiht die Willy Brandt School of Public Policy der Universität Erfurt wieder den Commitment Award. Insgesamt sieben Projekte von Studierenden der Brandt School gehen dabei ins Rennen um die begehrten Geldpreise. Damit werden im Anschluss deren soziale Projekte gefördert. Gleichzeitig können die Studierenden unter Beweis stellen, was sie im Master-Studiengang Public Policy in den Bereichen Projektmanagement und Nachhaltigkeit gelernt haben. Wir stellen hier alle Projekte vor und sind gespannt, wer am 7. Juli als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht…
Projekt: „Rechtmäßig Meins“ (Sylvia Ruvimbo Matsika)
„Als meine Mutter starb, wurden meine Geschwister und ich Opfer eines traditionellen Brauchs: Meine Verwandten beanspruchten das gesamte Hab und Gut für sich ohne Rücksicht auf uns Kinder oder meinen Vater zu nehmen. Mein Vater, ein eher zurückhaltender Mann, wollte diesen Streit nicht vor Gericht austragen und so ließ er zu, dass sie fast alle Möbel aus unserem Haus, unsere Autos, eins unserer Häuser und andere Besitztümer raubten“, erinnert sich Sylvia Ruvimbo, Public-Policy-Studentin aus Simbabwe. "Die traditionelle und kulturelle Erbschaftspraxis Simbabwes bringt die Kinder um ihre rechtmäßige Erbschaft, sobald ein Elternteil stirbt. Obwohl sich die rechtliche Grundlage in Bezug auf Erbschaften durchaus weiterentwickelt hat, bleiben viele Kinder benachteiligt. Sie wissen nicht, dass es die Möglichkeit eines Rechtsbeistandes gibt und können sich keine Anwälte leisten, um ihr rechtmäßiges Erbe zurückzuverlangen." Nach dem traditionellen Rechtsverständnis Simbabwes nimmt nach dem Tod eines verheirateten Mannes dessen Bruder seine Rolle ein und erhält so "alles": die Frau des Verstorbenen, dessen Kinder und dessen gesamten Besitz. Mittlerweile wurde das Erbrecht reformiert und der Brauch wurde offiziell abgeschafft. Trotzdem findet die traditionelle Form vielerorts noch immer Anwendung. Motiviert durch ihre persönliche Erfahrung widmet sich Sylvia diesem Problem, dem von offizieller Seite wenig Beachtung geschenkt wird. Ihre gemeinnützige Organisation "Rightfully Mine" (RIMI) will Verbesserungen im Rechtssystem Simbabwes erwirken. "RIMI soll künftig als gemeinnützige Beratungsstelle auftreten, die kostenlosen Rechtsbeistand bietet. Wenn die Organisation registriert ist, wollen wir umgehend ein Rechtsberatungsteam engagieren, das pro bono arbeitet, um (potenziellen) Opfern zu helfen. Wir planen, ein Büro in der Hauptstadt zu gründen. Später wollen wir weitere regionale Büros einrichten und unser Angebot auf das gesamte Land ausweiten", erklärt Sylvia. Ziel des Projektes sei es jedoch nicht nur, Kindern durch rechtliche Beihilfe bei Erbschaftsstreitigkeiten zu helfen, "wir wollen der Bevölkerung auch bewusst machen, wie wichtig es ist, Testamente zu verfassen und nicht an überholten kulturellen Normen festzuhalten."