Das Bildungsprojekt „Fairplay?! Damals, heute, auf dem Platz und im Alltag“, das der Verein Spirit of Football e. V. und der Erinnerungsort Topf & Söhne gemeinsam für Schüler*innen und geflüchtete Menschen anbieten, wurde vom DFB mit dem zweiten Preis des Julius Hirsch Preises ausgezeichnet. In dem Projekt arbeiten regelmäßig Studierende der Universität Erfurt im Rahmen des Studium Fundamentale (StuFu) mit. In diesem Sommersemester hieß das StuFu „Spirit of social cohesion“. Geleitet wurde es von Benjamin Grünewald, der im Master Geschichtswissenschaft an der Uni Erfurt studiert.
Benjamin, wie kam es dazu, dass Du seit nunmehr drei Jahren das StuFu des Spirit of Football e.V. an der Uni Erfurt leitest?
Ich habe meinen Bachelor in Geschichte und Management an der Universität Erfurt absolviert. Dabei habe ich selbst einmal am Studium Fundamentale des Vereins teilgenommen. Dann bin ich direkt bei Spirit of Football geblieben und habe irgendwann selbst die Leitung von Projekten übernommen. Im Master-Studium habe ich dann meinen Schwerpunkt auf die Holocaust-Forschung gelegt. Da kommt man natürlich an Topf und Söhne in Erfurt nicht vorbei und ich habe begonnen, dort neben dem Studium Führungen und Workshops zu veranstalten.
Mit der Seminarleitung bildest Du also jetzt die Schnittstelle zwischen der Universität, dem Verein und „Topf und Söhne“?
Ja, beim StuFu-Projekt bin ich zwischen allen Parteien aktiv. Und ich kann – neben der organisatorischen Arbeit für die Seminare – sowie die sportlichen als auch die historischen Module leiten.
…aber wie passt da der Fußball genau rein?
Auf den ersten Blick denkt man: Fußball und Geschichte, wie soll das denn zusammengehen? Aber tatsächlich passt das richtig gut. Fußball ist ein guter Aufhänger, um das Interesse der Jugendlichen zu wecken. Wir spielen dann aber nicht den Fußball, den sie aus dem Sportunterricht oder vom Verein kennen, sondern eine Variante mit speziellen Fairplay-Regeln. Und die kann man auch gut auf Alltagssituationen anwenden. Aus der sportlichen Komponente wird so eine soziale, die man wiederum gut mit geschichtlichen Modulen und dem „Erinnerungsort Topf und Söhne“ kombinieren kann.
Was nehmen die Schüler dabei mit?
Sie lernen zum Beispiel, was man aus der Geschichte auf die heutige Zeit übertragen kann, wie man mit Geschichte umgeht, aber auch wie man Diskriminierung erkennt und Vorurteile handhabt. Ich glaube, dafür lassen die schulischen Lehrpläne wenig Raum. Darum sind Projekte wie unsere so wichtig.
Auch der Julius Hirsch Preis des deutschen Fußballbundes verbindet Geschichte mit Sport, in dem er an den von den Nazis ermordeten, deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892–1943) erinnert. Mit der diesjährigen Auszeichnung des Projektes „Fairplay?! Damals, heute, auf dem Platz und im Alltag“ wird indirekt auch das StuFu mit geehrt…
…richtig, die Studierenden haben einen großen Anteil an dem Fairplay-Projekt. Sie arbeiten direkt mit Schülern und Flüchtlingen in Teilprojekten und unterstützen damit die Vereinsarbeit von „Spirit of Football“ allgemein und das Projekt mit dem Erinnerungsort Topf und Söhne im Speziellen. Es ist auch ihr Verdienst, wenn wir mit unserer Arbeit die Denkweise von Schüler*innen verändern können und wenn diese einen anderen Blick auf die Geschichte erhalten, als sie im Unterricht vermittelt bekommen. Die Studierenden prägen das Projekt nachhaltig – und das Projekt prägt sie, denn viele bleiben wie ich als Modulleiter später „am Ball“. In diesem Sinne fühlen auch wir uns an der Uni Erfurt für unsere Arbeit im Rahmen des Studium Fundamentale mit dem Preis geehrt.
Foto: Benjamin Grünewald privat
Mehr über Benjamins Arbeit beim Verein "Spirit of Football e.V." in unserer Reihe "Off Campus".