Wer sich an der Universität für ein geisteswissenschaftliches Studium einschreibt, wird oft gefragt „Und was wirst du dann am Ende damit?“. Viola Baser ist ein interessantes Beispiel dafür, welche beruflichen Perspektiven jemand mit einem Master in „Sammlungsbezogener Wissens- und Kulturgeschichte“ hat. Sie arbeitet heute im Museum – führt Besucher durch Ausstellungen und ist sogar als Kuratorin tätig. Zum Beispiel für die Ausstellung „Geist und Farbe“ – über die Künstlerin Winifred Zielonka, die ab dem 16. Februar 2018 im Angermuseum zu sehen ist. Wie es dazu kam, hat sie uns im Interview verraten…
Wie kam es dazu, dass Sie an der Ausstellung „Licht und Farbe“ mitwirken?
Schon während meines BA-Studiums – Kunst und Philosophie an der Uni Erfurt – habe ich Seminare bei Cornelia Nowak und Prof. Dr. Schierz, dem Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt, besucht. In einem semesterbegleitenden Praktikum im Angermuseum habe ich dann später an der Erfassung der historischen Scherenschnittsammlung gearbeitet, die in Annette Schröters Ausstellung: "NUN Papierschnitte 2008-2013" ausschnitthaft gezeigt wurden. Später habe ich dann auch Führungen im Angermuseum und in der Kunsthalle angeboten. All das setzte sich im Masterstudium „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ fort. Nach Abgabe meiner Masterarbeit im August 2017 erhielt ich dann ein tolles Angebot vom Angermuseum: Ich sollte den Nachlass der anthroposophischen Künstlerin Winifred Zielonka sichern und erschließen. Und nun durfte ich die Ausstellung "Geist und Farbe", die Arbeiten dieser Künstlerin zeigt, kuratieren und darüber hinaus eine Begleitpublikation erstellen.
Was verbindet Sie persönlich mit Winifred Zielonka?
Die Künstlerin ist im August 2017 gestorben, ich kannte sie leider nicht persönlich. Aber durch die Erarbeitung der Ausstellung habe ich viel über sie erfahren und mich ihr und ihrer Kunst dadurch natürlich auch genähert.
Vor welche Herausforderungen hat sie die Ausstellung gestellt und was hat Ihnen besondere Freude in der Vorbereitung bereitet?
Besondere Freude bereitet mir die Vielfalt des Projekts. Darin lag aber auch die Herausforderung. Die Auswahl der Objekte, der Kunsttransport ins Museum und die Vorbereitungen für die Ausstellung waren nur einige meiner Aufgaben. Glücklicherweise konnte ich jederzeit auf die langjährige Erfahrung von Cornelia Nowak, Kuratorin und Leiterin der grafischen Sammlung, zurückgreifen, die ich bereits als Lehrbeauftragte an der Uni Erfurt kennengelernt hatte. Die Zusammenarbeit mit dem Angermuseum war für mich ein super positiver Start ins Berufsleben, an den ich mich mit Sicherheit noch lange Zeit erinnern werde.
Warum sollte man die Schau unbedingt sehen und worauf sollten Besucher ihr spezielles Augenmerk legen? Haben Sie da eine Empfehlung?
Die Ausstellung gibt Einblick in ein weitgehend unbekanntes Forschungsgebiet – nämlich die anthroposophische Kunst in der DDR. Neben den Werken von Winifred Zielonka spielt auch die Geschichte der Anthroposophie in der DDR und speziell in Erfurt eine Rolle. Die Ausstellung rekonstruiert das Lebenswerk einer nichtangepassten Künstlerin, die von den Organen der Staatssicherheit massiv beobachtet wurde. Das Projekt versteht sich als Beitrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kunst in der DDR. Für die Gestaltung der Ausstellung haben wir ein besonderes Farbkonzept erarbeitet, das auf die Anthroposophie Bezug nimmt und die Exponate in einem neuen Licht zeigt. Besonders interessant sind die „Wolkenbilder“, die hinterleuchteten Glasbilder sowie der originale Sammlerschrank der Künstlerin, bestückt mit Artefakten aus ihrer Alltagswelt.
Sind Sie heute hauptberuflich als Kuratorin tätig und hat Sie Ihr Studium an der Universität Erfurt in irgendeiner Form auf ihre berufliche Tätigkeit vorbereitet? Wenn ja: in welcher Form?
Das wäre ich sehr gern. Bis Ende März bin ich noch freiberuflich als Kuratorin für das Angermuseum tätig. Danach werde ich als Mitarbeiterin im Staatsarchiv Meiningen anfangen. Mein Studium hat mich gut auf diese Aufgaben vorbereitet. Denn darin habe ich die Spezifik der unterschiedlichen Sammlungstypen kennengelernt und mich intensiv mit den Sammlungen in Museen, Archiven und Bibliotheken beschäftigt. Die verschiedenen Kooperationen der Uni Erfurt im Studiengang „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ haben mir ermöglicht, sehr praxisnah mit Sammlungen zu arbeiten. So konnte ich beispielsweise gute Kontakte für die Zeit nach dem Studium knüpfen.