“Wo werden wir gebraucht?” – Unter diesem Titel fand vom 22. bis 23. Juni im Franz-Hitze-Haus in Münster eine Tagung statt, an der auch Studierende der Universität Erfurt teilnahmen. Mit Studierenden und Promovierenden aus ganz Deutschland diskutierten Paula Greiner-Bär und Angelika Todtwalusch über zukünftige Perspektiven für Theologinnen und Theologen in Kirche und Gesellschaft. Für THEOLOGIE AKTUELL fassen sie ihre Ergebnisse zusammen.
von Paula Greiner-Bär und Angelika Todtwalusch
Ist die Theologie als Gesprächspartnerin noch in wichtigen gesellschaftlichen Diskursen gefragt? Diese und ähnliche Fragen beleuchtete die Studierendentagung aus verschiedensten Blickwinkeln. Als Herausforderung stellte Dr. Benedikt Jürgens, Leiter der Arbeitsstelle für kirchliche Führungsforschung am Zentrum für angewandte Pastoral in Bochum, eingangs die Wahrnehmung und Gestaltung der Kirche als Organisation vor. Um in einer Führungsposition praxis- und anwendungsorientiert handeln zu können, schlug er die Drei-Schritt-Methode “Praxisrecherche-Grundlagenforschung- Wissenstransfer” (kurz: Zuhören-Austauschen-Produzieren) vor und betonte dabei die Wichtigkeit der Performanz in diesem Vorgehen.
Ähnlich formulierte das auch Dr. Yvonne von Wulfen, Leiterin der Personalentwicklung im Bistum Osnabrück. Sie setzte sich dafür ein, Ehren- und Hauptamtliche zum Zeugnis und zur Verantwortung zu befähigen. Dabei setze sie insbesondere auf Bildung, Förderung und Organisationsentwicklung. Für sie werden Theologinnen und Theologen stets gebraucht, da sie eine theologisch-ethische Sprachfähigkeit haben und Glaube und Leben zusammenbringen.
Besonders eindrucksvoll war der Impuls von Matthias Kopp, Pressesprecher der deutschen Bischofskonferenz. Er stellte zunächst die Frage, ob wir als Kirche nicht zur “Erklär-Agentur” werden über das, was wir als Kirche sind und, was Glaube ist? Unsere Aufgabe als Theologinnen und Theologen sei es, nicht müde zu werden, Resonanzräume zu schaffen, in denen Kirche spürbar wird, besonders auch für diejenigen, die sich selbst als eher unreligiös bezeichnen würden.
Dabei müsse verstärkt auch das Ehrenamt neu geschätzt werden. Deshalb wünscht er sich von uns Theologinnen und Theologen Wissensoffenheit, ein unerschöpfliches Fragen und Forschungsinteresse sowie kritische Reflexion, konstruktive Begleitung und ein Mitfühlen und Mitleiden in der Kirche.
In weiteren Impulsreferaten und einer Podiumsdiskussion – unter anderem mit Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin der caritas im Erzbistum Berlin – wurde deutlich, dass Theologinnen und Theologen an verschiedenen Stellen in Kirche, Gesellschaft und Politik gebraucht werden. Jedoch reiche ein reines Theologiestudium meist vom Anforderungsprofil auf dem Arbeitsmarkt her nicht mehr aus. Es werden daher Praktika und der Erwerb von Zusatzqualifikationen in anderen (nicht-theologischen) Bereichen und Disziplinen empfohlen. Auch sei es notwendig rechtzeitig damit zu beginnen, Netzwerk aufzubauen. Ebenso sei eine verständliche Sprache und demütiges, aber auch selbstbewusstes Handeln wichtig.
Carla Böhnstedt von der Suchendenpastoral in Berlin nannte abschließend drei Säulen, die für die Arbeit als Theologin und Theologe in Zukunft immer wichtiger werden: Biographie-Orientierung – d.h. dass die Menschen spüren sollen, dass es um sie geht – Lebensraum-Orientierung und eine niederschwellige Pastoral etwa durch eine einfache Wortwahl.
Der Abschluss als Theologin und Theologe sei also keine brotlose Kunst, zumal die theologische Expertise immer angefragt werde. Nutzen wir unsere Chancen und bringen uns dort ein, wo Theologen gebraucht werden!
Fotos: Angelika Todtwalusch