Wegtexturen. Notizen aus der Erfurter Theologie zur „Stimme derer, die von kirchlichem Machtmissbrauch betroffen waren und sind“ (Synodaler Weg)

Forschung & Wissenschaft , Kommentare & Meinungen
Schwarz-Weiß-Bild von sich kreuzenden Lichtstrahlen, die durch Türspalten in einen kleinen Flur mit Holzfußboden fallen

(Foto: Bobby McKay/Flickr CC BY-ND 2.0)

Vorwort

„Camminare“ — gehen, unterwegs sein, laufen, sich bewegen: Genau so und nicht anders beschrieb Papst Franziskus noch in der Sixtinischen Kapellen unmittelbar nach seiner Wahl das, was Kirche ist. Wenn alle in der Kirche einen Weg in der gemeinsamen Ausrichtung auf Gott gehen, wenn sie in einem synodalen Prozess vorwärtsgehen, dann ist Kirche eindeutig das, was sie ist: ein synodales Miteinander jener, die gerufen sind, Gott zu suchen. Sie deutet auf Gott und lässt sich einzig von IHM her ihre Bedeutung geben.

Die Kirche in Deutschland erfährt derzeit, dass „Weg gemeinsam“ Trittfestigkeit benötigt, dass es Brücken, Kurven, Sackgassen, Scheidewege, Schlamm, Geländer, Rillen, Markierungen, Stein, Asphalt … gibt, wenn man im Laufen sich und einander einen Weg schafft. Es gibt Parallelwege, Umwege, Gegenläufiges und Kreuzungen. Weg und Geher / Geherin sind nicht identisch. Christus als Weg bleibt die Ausrichtung und das Fundament.

Die Wege sich kreuzen lassen, ohne Geher und Weg zu identifizieren und sich in Sicherheit zu verorten, heißt hinhören statt schon zu wissen. Insofern versuchen die hier vorgelegten Gedanken, hörbereite, horchende Texte zu sein.

Erfurter Theolog*innen kommentieren in ihnen einen zentralen Satz aus dem Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, der am 3. Februar 2022 auf der Dritten Synodalversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt mehrheitlich angenommen wurde.

Die Gedanken zum „locus theologicus“ der Stimme der Betroffenen, in denen Christi Stimme vernehmbar ist, entstammen verschiedenen Fachdisziplinen. Vornehmlich aber sprechen Menschen mit theologischem und geistlichem Gespür. Sie forschen und lehren an der Katholisch- Theologischen Fakultät Erfurt, ohne in deren Namen zu sprechen. Sie sind Teil einer Erfurter Theologie, die sich als eine bewegte Theologie versteht. Synodale Wege sind eine Suchbewegung, in die wir theologische Kompetenz und geistliches Nachdenken einbringen wollen.

Wir laden zum Hinhören und Mitgehen ein. Wir verstehen uns selbst als hörbereite und begleitende Menschen — unterwegs. Teilen Sie gerne mit uns Ihre Gedanken: wissenstransfer@uni-erfurt.de.

Prof. Dr. Jörg Seiler, Dekan

Sophie v. Kalckreuth, Wissenschaftskommunikation