"Kulturvermittlung – das kann auch ein Bereich der Theologie sein!" Ein Interview mit Dr. Torsten Müller

Personalia
Dr. Torsten Müller mit Prof. Seiler und Prof. Zaborowski bei der Übergabe des Erich-Kleineidam-Preises

Herr Dr. Müller, Ihnen wurde im Rahmen der diesjährigen Albertus-Magnus-Feier der Erich-Kleineidam-Preis verliehen. Was bedeutet Ihnen dieser Preis?

Enorm viel, da ich den Namensgeber des Preises persönlich kennenlernen durfte und über ihn sowie seine Aufbauarbeit für die Katholische Kirche in der DDR bereits in meiner Dissertation geschrieben habe.

Sie haben an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt studiert und promoviert. Wenn Sie nach Erfurt zurückkommen, werden doch sicherlich viele Erinnerungen wach. Woran denken Sie besonders gerne zurück?

Die Jahre in Erfurt waren für mich prägend. Die Studentenzeit ist wohl die schönste Zeit im Leben eines jeden – die Persönlichkeit, aber auch das wissenschaftliche Arbeiten werden dabei geformt. Noch heute kann ich von den grundlegenden Fähigkeiten und Kompetenzen, die ich in Erfurt erlernt habe, profitieren. Viele Freundschaften, die andauern, haben sich in Erfurt ergeben. Derzeitig habe ich drei Patenkinder in der Thüringer Landeshauptstadt.

Das, was im Leben wirklich bleibt, sind die Begegnungen von Mensch zu Mensch. Sie sind wertvoller, manchmal entscheidender als vieles andere, was uns im Laufe des Lebens beeinflusst.

Von 2015 bis 2022 haben Sie das kulturhistorische Eichsfeldmuseum in Heilbad Heiligenstadt geleitet. Wann haben Sie angefangen, sich für Museumsarbeit zu interessieren? Ging das schon immer mit Ihrem Interesse für Geschichte einher?

Schon während meines Studiums in Bamberg habe ich das Fach Volkskunde belegt und mich für Museumsarbeit interessiert. Ich durfte eine Ausstellung selbst gestalten und damit komplexe historische Zusammenhänge einfach erklären. Als ich bei einem Studienaufenthalt in Rom dann die Vatikanischen Museen sah, war ich restlos begeistert. Kulturvermittlung – das kann auch ein Bereich der Theologie sein!

Seit dem 1. April 2022 sind Sie Leiter des Museumsdorfes Cloppenburg. Was gefällt Ihnen besonders gut an dieser Stelle?

Im Museumsdorf Cloppenburg kann man nicht nur verwalten, sondern auch gestalten. Das Freilichtmuseum muss weiterentwickelt werden, besonders für die Zeit ab 1945. Da kann ich mich mit meinen zeitgeschichtlichen Studien bestens einbringen.

Diese Einrichtung ist eine wissenschaftlich forschende, was mir sehr gefällt, da ich an meine Forschungen zur Kultur- und Zeitgeschichte anschließen kann. An der Universität Oldenburg nehme ich einen Lehrauftrag wahr; mit der Universität Vechta arbeiten wir eng zusammen.

Zudem ist die Kooperation mit den Kommunen, den Landkreisen und dem Land Niedersachsen hervorragend, ja geradezu beispielgebend. Die verantwortlichen Politiker stehen hinter dem Projekt „Museumsdorf“. Da macht das Arbeiten Spaß.

Welchen Rat würden Sie heute Theologie-Studierenden geben, die sich nicht sicher sind, in welche Richtung sie sich beruflich orientieren möchten?

Sich früh ein zweites Standbein suchen! Das kann ehrenamtliche Arbeit oder ein Hobby sein. Ich habe ein Doppelstudium belegt und bin mit zwei Abschlüssen belohnt worden. Man muss sich allerdings auch eifrig bemühen. Denn „studieren“ leitet sich von lateinisch „studere“ ab, was in der Grundbedeutung mit „sich eifrig bemühen“ übersetzt werden kann. Jeder, der sich emsig den Wissenschaften widmet, der studiert. Dabei muss man sich jeden Morgen selbst motivieren, was nicht immer einfach ist.

Foto: Harald Mohr

Wenn Sie mehr über die Museumsarbeit und Forschung von Dr. Torsten Müller erfahren möchten, bietet dieser MDR-Beitrag anlässlich der Verleihung des Erich-Kleineidam-Preises einen guten Überblick.

Zum Beitrag