Die Professuren für Kirchengeschichte an den Universitäten Bochum und Erfurt streben eine engere Zusammenarbeit unter Kirchenhistoriker*innen aus Thüringen und Nordrhein-Westfalen an. Zu diesem Zweck luden die Professuren vom 16.-17. Januar erstmals zu einem gemeinsamen Oberseminar nach Bochum ein, um über aktuelle Forschungsprojekte ins Gespräch zu kommen. Aus dem Seminar berichten für “Theologie Aktuell” Nils Hoffmann und Ringo Müller, wissenschaftliche Mitarbeiter an der Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Uni Erfurt. Das nächste gemeinsame Oberseminar wird vom 25.-26. Juni stattfinden.
von Nils Hoffmann und Ringo Müller
Am 16. und 17. Januar trafen sich die Oberseminare der Professuren für Kirchengeschichte der Universitäten Bochum (Prof. Dr. Wilhelm Damberg und JProf. Dr. Florian Bock) und Erfurt (Prof. Dr. Jörg Seiler) zu einer ersten gemeinsamen Veranstaltung. Diese ist der ereignisreiche Auftakt zu einer intensiveren Kooperation zwischen den thüringischen und nordrhein-westfälischen Kirchenhistoriker*innen gewesen. Im Mittelpunkt stand vor allem der Austausch über unterschiedliche Forschungsperspektiven und -fragen auf die kirchliche Zeitgeschichte.
Zur Einführung in die Geschichte und in die Erforschung der Katholischen Kirche in der Deutschen Demokratischen Republik hielt Prof. Jörg Seiler einen einführenden Vortrag zum Thema “Forschungen zum Katholizismus in der DDR – Mehr als Marginalien”. In diesem skizzierte er bisherige Erkenntnisse entlang wichtiger Forschungsfelder, wie der institutionellen Entwicklung der Katholischen Kirche oder der Auseinandersetzungen mit dem SED-Staat. Hierbei wies er zugleich auf die vielfältigen Quellenzugänge für wissenschaftliche Arbeiten hin. Zum Abschluss seines Vortrags gab er einen Ausblick auf die unterschiedlichen aktuellen Forschungsprojekte an der Erfurter Kirchengeschichtsprofessur und sprach wichtige Forschungsdesiderate an.
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden die von Jörg Seiler gesponnenen Fäden aufgenommen. Die Potentiale kulturwissenschaftlicher und theologischer Perspektiven auf die Vergangenheit der Kirche in der sozialistischen Diktatur betonten alle Diskutant*innen. Darüber hinaus hoben sie die wissenschaftlichen Möglichkeiten hervor, die im Zuge der Friedlichen Revolution entstanden. Dies betrifft vor allem den Zugang zu den Akten der Berliner Ordinarienkonferenz, der SED und des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die methodischen und inhaltlichen Perspektiven einer gegenwartsnahen Erforschung ostdeutscher Institutionen wie der Gesellschaft wurden von ihnen bekräftigt und die daraus hervorgehenden Chancen für eine deutsch-deutsche Kirchengeschichte nachdrücklich begrüßt. Der Gedankenaustausch zu aktuellen Projekten der Mitarbeiter*innen und Promovierenden stand neben diesem intensiven Forschungseinblick im Vordergrund des Besuchs in Bochum. Hierzu hatten alle Teilnehmer*innen bei persönlichen Gesprächen während eines gemeinsamen Abendessens ausgiebig Gelegenheit.
Am darauffolgenden Tag führten die Bochumer Gastgeber*innen die Erfurter*innen in die Geschichte des Ruhrgebietes mit einem Besuch im Deutschen Bergbaumuseum ein. Im Diözesanarchiv des Bistums Essen erhielten die Gäste sodann eine Führung, bei der der Weg der Akten von ihrem Eintreffen bis in den Benutzersaal erläutert wurde. Dass die Teilnehmer*innen nicht mit leerem Magen diese letzte Etappe ihres Ausfluges bestreiten mussten, verdankten sie dem Genuss lokaler Spezialitäten (z.B. Currywurst…).
Die Kooperation beider Professuren soll zukünftig weiter ausgebaut werden. Am 25. und 26. Juni findet dazu das nächste gemeinsame Oberseminar in Erfurt statt.