Opitz, M., Neumann, S. & Spreer, M. (2022, 25-26 November). "Ich bin dann traurig“ Wohlbefinden mit dem eigenen Sprechen von Kindern mit und ohne SES im Grundschulalter [Posterpräsentation]. 12. Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen der GISKID e.V., Marburg, Deutschland.
Auf der 12. interdisziplinären Tagung über Sprachentwicklungsstörungen (kurz: ISES) der GISKID stellte Miriam Opitz gemeinsam mit Sandra Neumann und Markus Spreer ein Poster in Marburg vor. Das Poster behandelte erste Daten ihrer Dissertation zum Thema: "'Ich bin dann traurig' Wohlbefinden mit dem eigenen Sprechen von Kindern mit und ohne SES im Grundschulalter".
Die ISES legt den Fokus auf den interdisziplinären kindlichen Spracherwerb und seine Störungen, wobei sich zum Ziel gesetzt wird, die interdisziplinäre Arbeit zwischen den Fachbereichen, die sich mit dem (gestörten) Spracherwerb befassen, zu optimieren.
Abstract des Posters:
Hintergrund: Kinder mit Sprachentwicklungsstörung (SES) sind nicht nur hinsichtlich ihrer sprachlichen Fähigkeiten beeinträchtigt, sondern können auch Einschränkungen in der Kommunikation im Alltag aufweisen. Die Möglichkeiten zur Erfassung der subjektiven Wahrnehmung der eigenen Kommunikation sowie dem Gefühl gegenüber dem eigenen Sprechen sind rar. Daher liegen hierzu international kaum Forschungsdaten vor.
Ziel: Die vorliegende Untersuchung zielte darauf ab, erste Daten bezüglich des Wohlbefindens mit dem eigenen Sprechen von Grundschulkindern mit SES (KSES) im Vergleich zu sprachlich typisch entwickelten Kindern (TEK) zu erheben.
Methode: Als Teiluntersuchung eines Dissertationsprojekts (SPATS) wurden 67 Kinder, KSES (n = 40) und TEK (n = 27), im Alter von 7;1 bis 10;11 Jahren (M = 9,09 J; SD = 0,91; n = 21 Mädchen) mit der Likert-Skala der ‚Analyse der sprachlichen Aktivität und Partizipation bei Kindern‘ (SPAA-C/McLeod, 2004 bzw. ASAP-K/Neumann, 2011) befragt, die in zwölf Items nach dem Gefühl in verschiedenen Kommunikationssituationen fragt. Zudem wurde der SET 5-10 (Petermann, 2012) durchgeführt.
Ergebnisse: KSES schätzen ihr Empfinden dem eigenen Sprechen gegenüber insgesamt negativer ein (p = .59). Auf Einzel-Item-Ebene erwies sich das Item „Wie fühlst du dich, wenn du mit anderen Kindern sprichst?“ als signifikant negativer (p = .024). Besonders negative Emotionen (Traurigkeit, Wut) werden von KSES empfunden, wenn andere für sie sprechen (55%), sie nicht verstanden werden (52,5%) und sie vor der Klasse sprechen müssen (25%). Es lassen sich signifikante Korrelationen der ASAP-K Werte und unterdurchschnittlichen Werten in den Bereichen Lexikon, Syntax und Morphologie aufzeigen.
Schlussfolgerung: KSES können ein eingeschränktes Wohlbefinden mit dem eigenen Sprechen aufweisen, was es in der Therapie zu beachten gilt. Der ASAP-K leistet im Kontext von Therapie und Förderung einen wichtigen Beitrag zur ICF-orientierten Betrachtung von KSES.
Referenzen
McLeod, S. (2004). Speech Participation and Activity of Children (SPAA-C). www.csu.edu.au/research/multilingual-speech/spaa-c
Neumann, S. (2011). LKGSF komplex: Sprachtherapeutische Diagnostik bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen. Reinhardt.
Petermann, F. (2012). Sprachstandserhebungstest für Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren: SET 5-10 (2., überarbeitete Aufl.). Hogrefe.