Abstract
Hintergrund: In Europa wird aktuell jedes 700. Kind mit einer Lippen-, Kiefer-, Gaumen-, Segel-Fehlbildung (LKGSF) geboren, wovon die Hälfte der Kinder nach den Primäroperationen eine Sprachtherapie benötigt.
Ziele: Die Erstellung eines systematischen Reviews von prospektiven Originalstudien zur Effektivität von phonetischen, phonologischen oder daraus kombinierten Therapieansätzen bei Kindern und Jugendlichen (1;0-19;11 J.) mit LKGSF und cleft type characteristics (CTCs) plus clustergeleitete Analyse des Risk of Bias (RoB).
Methodik: Es wurden die Datenbanken APA Psyclnfo, Cochrane Library, HTA Database, PubMed und Web of Science ohne Zeitlimit systematisch nach Originalstudien zur Effektivität phonetischer und/oder phonologischer Therapieansätze (ohne technische Hilfsmittel) durchsucht. In die Analyse eingeschlossen wurden nur prospektive Studien, deren junge Proband:innen (1;0-19;11 J.) zu 90 % nicht-syndromale LKGSF und CTCs aufwiesen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 19 Studien in die Analyse einbezogen. Fast alle Studien mit phonetischen (n = 3), phonologischen (n = 11), phonetisch-phonologisch kombinierten (n = 3) oder vergleichenden Ansätzen (n = 2) konnten signifikante Ausspracheverbesserungen belegen. Das RoB schränkt jedoch teilweise die Aussagekraft der Studien ein. Der Einbezug von phonologischen Interventionen sowie hochfrequent dargebotene TE/Intensivtherapien sind als besonders effektiv herauszustellen.
Schlussfolgerungen: Für eine uneingeschränkte Evidenz und RoB sollten zukünftige Studiendesigns an der Cochrane-Leitlinie bzw. PRISMA-Statement orientiert werden.
Grunwald, M. & Neumann, S. (2023). Phonetische und/oder phonologische Interventionen in der Sprachtherapie bei Kindern mit LKGS-Fehlbildungen: Systematisches Review und Risk of Bias Analyse. Forschung Sprache, 3, 3-24.