Wenn 24 Studierende, zwei Dozenten, zahllose Koffer und diverse Artikel der Scientist-Hero-Kollektion den Flughafen Erfurt-Weimar an seine Kapazitätsgrenzen bringen – dann ist das ein klares Zeichen für die Summer School der Kommunikationswissenschaft Erfurt.
Verwandten und Freunden kann man das Konzept in etwa so erklären: „Man fährt mit Kommilitonen in den Urlaub, Dozenten kommen mit und bieten Seminare zu interessanten Themen an. Vormittags Uni, nachmittags Strand!“ Eine Win-win-win-Situation: Studierende können schon vor dem Semester in kleinen Seminargruppen Leistungspunkte erwerben, Dozenten können Seminare zu aktuellen Themen anbieten und in kleinen Gruppen intensiv mit Studierenden forschen, man lernt seine Kommilitonen und Professoren auch außerhalb der Uni besser kennen und alles findet in entspannter Urlaubsatmosphäre statt. Diese in Deutschland seltene Tradition zeichnet die familiäre und zugleich fachlich niveauvolle Ausbildung aus, die Kommunikationswissenschaftler an der Uni Erfurt erhalten. Und ein wenig Sonnenbräune konnten die Beteiligten auch noch erhaschen, da die Summer School im September 2014 ins türkische Alanya führte.
Die „Puffbohnenexkursion“ hielt, was sie versprochen hatte: Für Urlaub und Ausspannen war genug Zeit. Sieben Tage All-Inclusive-Urlaub am Mittelmeer. Dreimal täglich ein üppiges Buffet, das so manchen Magen an seine Grenzen brachte. Dazu eine mittelalterliche Burg, ein Jazzkonzert am historischen Hafen, strahlend blauer Himmel (mit Freude wurde jeden Morgen das frostig-nasse Wetter-Update aus Deutschland aufgenommen), immer wieder Meer und ein palmenbewährter Sandstrand – der Stoff, aus dem Urlaubsträume sind.
Doch im Sinne einer gelungenen Work-life-balance muss natürlich auch gearbeitet werden und so verwunderten wir morgens die anderen Hotelgäste, wenn wir mit Laptops und Arbeitseifer zu den Seminarräumen strebten. Im Vorfeld konnten sich die Studierenden für zwei Seminarthemen entscheiden: Patricia Müller von der TU Ilmenau war als Vertretung für Juliane Kirchner eingesprungen und bot die Veranstaltung „Was geht ab, Heute Show oder doch lieber die Tagesschau? Nachrichtennutzung junger Menschen und Zusammenhänge mit politischem Wissen“ an. Im ersten Teil dieses Seminars stellten sich die Studierenden anhand von Referaten gegenseitig die Nutzungsgewohnheiten junger Menschen, verschiedene Nachrichtenangebote und Wissenserwerbsmöglichkeiten vor. In Verbindung mit diesen Informationen entstanden, passend zu den Temperaturen (oder auch gerade wegen diesen mal mehr, mal weniger), hitzige Diskussionen über das scheinbare politische Desinteresse der jungen Generation und über die Brauchbarkeit von verschiedenen Nachrichtenangeboten. Auch auf das eine oder andere Kuriose stieß die Seminargruppe besonders im Zusammenhang mit satirischen Inhalten. Im zweiten Teil des Seminars von Patricia Müller erarbeiteten Kleingruppen Forschungsfragen und -konzepte für ein Proposal, das im Nachgang der Summer School als Prüfungsleistung individuell ausformuliert wird. Sehr angetan von den amüsanten Satire-Nachrichten, untersuchen die verschiedenen Gruppen zum Beispiel die Glaubwürdigkeit von „fake news“ oder den Grad des Wissenserwerbs durch diese im Vergleich zu „normalen“ Nachrichten.
Dr. Markus Seifert reiste als Dozent der Uni Erfurt mit und bot das Thema „In a Soulful Mood: Der Zusammenhang von Musik und Emotionen“ an. Dabei beschäftigten sich die Studierenden mit funktionalen Umgangsweisen mit Musik und gingen verschiedenen Fragen auf den Grund: Was sind eigentlich Stimmungen und Emotionen und wie kann man sie messen? Wie rezipieren wir Musik? Und wie verändern neue Möglichkeiten der Musiknutzung unser Hörerleben? Dazu waren kurze Vorträge vorbereitet worden und Dr. Seifert arbeitete mit uns empirische Studien durch und schärfte damit das Verständnis für die Möglichkeiten und Tücken der Forschung. Schließlich wurden ebenso wie in der anderen Seminargruppe gemeinsam Fragestellungen für ein Forschungsproposal erarbeitet. Darin untersuchen die Studierenden die Auswirkung von Selbstbewusstsein auf die Fähigkeit, sich mit Musik aus einer negativen Stimmung zu heben, die Sexualisierung von Texten und ihre Auswirkungen auf Jugendliche und den Zusammenhang von Musikpräferenzen und dem Medienrepertoire.
Sowohl inhaltlich wie auch im Hinblick auf das Urlaubsfeeling kamen sowohl Studierende wie auch Dozenten auf ihre Kosten. Nicht nur Seminare und Strand, auch ein Abendessen unter freiem Himmel auf den Hügeln von Alanya mit atemberaubender Aussicht, eine nächtliche Erkundung der Tanzlokale im Ort und einige Abende gemeinsam an den Tischen um den Hotelpool herum, machten die Summer School 2014 zu einem vollen Erfolg. Zurück auf herbstlichem deutschem Boden blicken nun alle Teilnehmer ein bisschen wehlmütig und sich nach den warmen Temperaturen sehnend zurück und können sagen: Es hat sich gelohnt! Was bleibt, ist ein bisschen Sand im KW-Beutel und vor allem viele schöne Erinnerungen.
Florentina Liefeith und Kathrin Kamm