Nutzerkommentare auf sozialen Netzwerken bieten die Chance, sich zu politischen Themen zu äußern, Aufmerksamkeit für Anliegen zu schaffen und Rückmeldung zur Medienberichterstattung zu geben. Dass das Lesen solcher Nutzerkommentare teilweise starke Effekte auf Einstellungen und Meinungsklimawahrnehmung nach sich zieht, ist in der Forschung gut belegt. In einer neuen Publikation zeigt eine Gruppe Studierenderer der Kommunikationswissenschaft der Uni Erfurt jetzt, dass auch das Schreiben solcher Kommentare Effekte auf Meinungen hat.
In einem Online-Experiment mit ca. 1000 Teilnehmer*innen haben die Studierenden getestet, ob das Kommentieren (im Vergleich zum reinen Lesen eines Nachrichtenbeitrags) die Meinungen beeinflusst – abhängig davon, in welchem Meinungsumfeld kommentiert wurde, also ob andere Kommentare der eigenen Meinung zustimmten oder widersprachen.
Zentrales Ergebnis: Wer seine Meinung in einem Kommentar ausdrückt, vertritt diese Meinung anschließend noch stärker. Das gilt jedoch vor allem für jene, die vorher keine stark gefestigte Position hatten. Das Meinungsumfeld (Zustimmung/Widerspruch) hatte überraschenderweise keinen Einfluss auf diesen Effekt. Solche sogenannten „Selbst-Effekte“ wurden bislang kaum untersucht, können aber ein weiterer Baustein sein, um Polarisierung und Radikalisierung im Netz zu verstehen.
Die Studie steht nun open access zur Verfügung. Lesen Sie sie hier.