Geschafft! Universität Erfurt erhält Systemakkreditierung

Vorgestellt
Studierende vor dem Haupteingang der Uni Erfurt

Für die Universität ist es ein Meilenstein: Mit Urkunde vom 27. September 2021 ist die Uni nun systemakkreditiert. Das bedeutet, sie hat nachgewiesen, dass sie selbst für die Qualität ihrer Studiengänge sorgen kann und ihre Studiengänge künftig selbst begutachten und bewerten darf. Die Akkreditierung ist dabei insofern wichtig, als dass sie eine bestimmte Qualität des jeweiligen Studiengangs sichert und belegt. „Das war ein langer Weg“, sagt Andreas Höfelmayr, Leiter der Stabstelle Qualitätssicherung in Studium und Lehre. „Und es war streckenweise auch ziemlich hart. Aber es ist geschafft, und darauf sind wir stolz.“ Für unseren Blog „Ich mag meine Uni…“ haben wir einmal ausführlich mit ihm darüber gesprochen…

Herr Höfelmayr, die Uni hat ihre Studiengänge bislang jeweils einzeln akkreditieren lassen. Warum gabs jetzt den Wunsch, in die Systemakkreditierung zu wechseln – was hat das für Vorteile?
Nun, oft wird das Argument gebraucht, dass der Übergang Geld spart. Das kann man durchaus so sehen, ist allerdings etwas zu kurz gegriffen. Ja, wir sparen das Geld, das wir zuvor an die Agentur für die Programmakkreditierung eines jeden Studiengangs gegeben haben. Sparen ist aber eigentlich auch nicht der richtige Ausdruck. Wir geben das Geld, das wir vorher nach außen gegeben haben, nun in die Entwicklung eines eigenen Systems des Qualitätsmanagements. Und hier liegt die eigentliche Chance der Systemakkreditierung. Wir machen uns stärker unabhängig von den Vorgaben der Programmakkreditierung, werden unabhängiger von den Akkreditierungsagenturen und dem Akkreditierungsrat und können zum Beispiel die Studiengänge in einem eigenen Verfahren evaluieren und weiterentwickeln. Wo bislang alle fünf oder sieben Jahre ein Studiengang akkreditiert werden musste, kann der Aufwand künftig über die Zeit gestreckt und zugleich besser in die dezentralen Abläufe der Fakultäten integriert werden. Das ermöglicht uns eine kontinuierlichere Betrachtung der Studiengänge, die auch stärker in der Verantwortung der Fakultäten liegt, als die nur alle fünf oder sieben Jahre stattfindende Programmakkreditierung. Darüber hinaus können wir nun eigene Schwerpunkte in der internen Akkreditierung der Studiengänge setzen. Das kann zum Beispiel das Thema Internationalisierung sein oder auch die Bewerbung der Studiengänge.

Für ihr gesamtes Studienangebot hatte die Universität Erfurt ja die Programmakkreditierung bereits mehrfach durchlaufen. Vor diesem Hintergrund und auf Basis des in den vergangenen Jahren aufgebauten Systems des Qualitätsmanagements in Studium und Lehre war die Systemakkreditierung also der nächste und folgerichtige Schritt. Wir hatten ja über die Jahre eine umfangreiche Expertise mit der Durchführung von Programm(re)akkreditierungen, mit der Etablierung und Durchführung eines Evaluationssystems sowie mit der Einführung und Weiterentwicklung von Rahmenrüfungsordnungen gemacht.

Ein weiterer Vorteil der Systemakkreditierung ist, dass wir die Qualitätsziele auf Studiengangebene nun selbst definieren können und mit dem Monitoring, das wir nun aufbauen werden, die Studiengänge besser evaluieren können. Die Ergebnisse der Evaluation fließen dann in die stetige Verbesserung und Weiterentwicklung der Studiengänge ein. Und noch ein wichtiger Punkt ist, dass wir uns inzwischen viel stärker zu den Themen Studiengangentwicklung und Qualitätsmanagement in Studium und Lehre austauschen. Quer über die Fakultäten, zentral und dezentral, zwischen Wissenschaft und Verwaltung. Ich würde behaupten, dass wir alle so besser von den jeweils anderen lernen können. ‚Stärkung der Qualitätskultur‘ nennt man das im Fachjargon. Und davon profitieren am Ende alle.

Wie lange hat der Prozess gedauert?
Vom Beschluss der Hochschulleitung 2017, in das Verfahren der Systemakkreditierung zu gehen, bis zum positiven Beschluss im September 2021, vier Jahre. Das mag lang klingen, ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass mit der Systemakkreditierung sämtliche Leitlinien in Studium und Lehre neu entwickelt und gemeinsam abgestimmt werden mussten.

Wie muss man sich das vorstellen, was waren die Meilensteine?
Der Senat der Uni Erfurt musste die Antragstellung auf Zulassung zur Systemakkreditierung zunächst einmal beschließen. Das geschah am 1. Februar 2017. Einstimmig und auf Basis der strategischen Zielstellungen und Vorhaben der Universität Erfurt bis 2020. Denn in den mit dem Land Thüringen getroffenen Ziel- und Leistungsvereinbarungen 2016 – 2019 hatte sich die Uni zum kontinuierlichen Ausbau und zur Verbesserung ihres Qualitätsmanagementsystems in Studium und Lehre sowie zum Übergang in die Systemakkreditierung verpflichtet. An diese Vereinbarung mit dem Land war schließlich ein Anteil des Leistungsbudgets gebunden.

Im nächsten Schritt fand dann sozusagen der „Pilot“ statt – die interne Akkreditierung des Master‐Studiengangs „Globale Kommunikation“, als Nachweis, dass die Universität Erfurt im Bereich von Studium und Lehre ein hochschulweites Qualitätssicherungssystem nutzt. Dies war die Bedingung für den Antrag auf Zulassung zur Systemakkreditierung, den wir am 8. November 2017 eingereicht haben. Damit musste die Uni nachweisen, dass sie die Zulassungsvoraussetzungen zur Einleitung eines Verfahrens der Systemakkreditierung erfüllt. Am 4. Dezember 2017 hat die Akkreditierungsagentur ACQUIN die Universität zum Verfahren zugelassen. Jetzt mussten wir unser Qualitätsmanagement genau unter die Lupe nehmen: Was fehlt? Wo laufen die Prozesse noch nicht rund? Zudem haben wir entsprechende Leitlinien für Studium und Lehre im Senat verabschiedet. Wir haben also zunächst intern akkreditiert und dann eine entsprechende Selbstdokumentation erstellt – die Basis für zwei Begehungen durch externe Gutachter, in deren Anschluss immer wieder auch noch einmal gefeilt, verbessert, überarbeitet wurde. Dabei ist auch eine Qualitätssicherungsordnung entstanden – sozusagen als internes Regelwerk für die Qualitätssicherung in Studium und Lehre. Auf Grundlage des abschließenden Gutachterberichts hat die Akkreditierungskommission in ihrer Sitzung am 27. September 2021 dann positiv entschieden.

Klingt, als seien an diesem Prozess unheimlich viele Personen beteiligt gewesen…
Oh ja, neben der Hochschulleitung mit dem Vizepräsidenten für Studienangelegenheiten, Gerd Mannhaupt, die das Vorhaben initiiert und begleitet hat, waren das vor allem natürlich die Fakultäten, insbesondere die Studiendekan*innen und Fachvertreter*innen. Aber auch der Studierendenrat war mit im Boot und die Gremien, die sich mit den verschiedenen Bausteinen der Systemakkreditierung z.B. der Qualitätssicherungsordnung, kritisch-konstruktiv auseinandergesetzt haben. Eine große Unterstützung waren auch die Qualitätsmanagementbeauftragten der Fakultäten. Und wie bei so vielem ging es natürlich auch nicht ohne das Controlling. Wir als Stabsstelle Qualitätsmanagement haben dann alles gesammelt, überarbeitet und zur Beschlussreife gebracht. Das war für alle ein Kraftakt, und deshalb sei auch allen, die an diesem Erfolg mitgewirkt haben, an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.

Sie sagen Kraftakt: Wo lagen die größten Hürden, was hat am meisten Probleme bereitet?
Wenn man sieht, dass wir Ende 2017 gestartet sind, würde man es vielleicht nicht glauben, aber eine wesentliche Herausforderung war die Zeit. Das liegt vor allem daran, dass wir parallel zum Verfahren der Systemakkreditierung alle Studiengänge durch die (interne) Akkreditierung bringen mussten, da hier die Fristen ausliefen. Ich glaube, es gibt deutschlandweit keine Hochschule, die das beides parallel gestemmt hat. Das hat von allen Beteiligten sehr viel Kraft, Agilität und auch enorme Geduld gefordert. Eine weitere Herausforderung war natürlich, dass sich die meisten von uns erst einmal richtig in das Thema Qualitätsmanagement in Studium und Lehre einarbeiten mussten. So tief steckte bis dahin niemand wirklich drin. Und wie es bei allen Veränderungen ist: Wir mussten es irgendwie schaffen, die Leute auf dem Campus mitzunehmen – sonst wird’s nichts. Auch das erfordert viel Energie, Gespräche und nicht selten auch sehr viel Geduld.

Aber jetzt ist sie ja da, die Systemakkreditierung. Also Füße hoch und erstmal tief durchatmen oder wie geht’s jetzt weiter?
Ne, ne – auch wenn wir die Urkunde jetzt in der Hand halten, es gibt weiterhin eine Menge zu tun. Alle intern akkreditierten Studiengänge haben Auflagen erhalten, die es nun zu erfüllen gilt. Zum Glück haben wir einen Großteil dessen bereits erledigen können. Zudem müssen Standards für die Weiterentwicklung von Studium und Lehre an der Universität Erfurt diskutiert und festgezurrt werden, die die Qualität langfristig sichern. Wir müssen darüber hinaus das neue Qualitätsmanagement-System in den Regelbetrieb überführen, also z.B. einen verbindlichen Zeitplan für die Interne Akkreditierung festlegen – zur Stärkung der Planungssicherheit, der Standardisierung, zur Stärkung der Kommunikation und zu Erhöhung der Transparenz unserer Prozesse. Das System soll dabei stetig weiterentwickelt werden. Und natürlich dürfen wir auch nicht vergessen: Nach der Systemakkreditierung ist vor der Systemakkreditierung. Die Universität Erfurt ist bis 2027 systemakkreditiert. Danach müssen wir uns erneut der Prüfung unterziehen. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal, dass wir es geschafft haben...

Hintergrund

Alle Studiengänge müssen vor Studienbeginn und danach in regelmäßigen Abständen hinsichtlich ihrer Qualität begutachtet werden. Dies geschieht nach festgelegten Kriterien und Regeln. Unterschieden wird dabei zwischen der Programmakkreditierung und der Systemakkreditierung. Bei der Programmakkreditierung wird ein Studiengang von einer externen Akkreditierungsagentur begutachtet und bewertet. Im Falle der Systemakkreditierung steht das System der Qualitätssicherung in Studium und Lehre an einer Hochschule im Mittelpunkt der Bewertung. Ist eine Hochschule systemakkreditiert, hat sie nachgewiesen, dass sie selbst für die Qualität ihrer Studiengänge sorgen kann und darf ihre Studiengänge selbst begutachten und bewerten. Erfolgreiche Akkreditierungen werden durch ein Zertifikat ausgewiesen und von der Hochschule veröffentlicht.

Weitere Informationen / Kontakt:

Andreas Höfelmayr
Andreas Höfelmayr
Leiter
(Qualitätsmanagement in Studium und Lehre)
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