Eine Kultur pflegen, in der Studium und Lehre gelingen und Leben bereichern...

Vorgestellt
Featurebild Prof. Dr. Julia Knop

Zum Ende des Sommersemesters 2024 ist Gerd Mannhaupt, Professor für Grundlegung Deutsch an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, langjähriger Direktor der Erfurt School of Education und Vizepräsident für Studienangelegenheiten an der Universität Erfurt in den Ruhestand gegangen. Neue Vizepräsidentin ist Julia Knop, Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Der Senat hatte den Vorschlag des Präsidenten in seiner Juni-Sitzung einhellig bestätigt. Wie gut ist das Feld der Studienangelegenheiten an der Uni Erfurt bestellt? Und was soll hier künftig wachsen und gedeihen? Für unseren Campusblog haben wir bei Prof. Dr. Julia Knop nachgefragt…

Frau Prof. Knop, unter Ihrem Vorgänger, Gerd Mannhaupt, ist an der Universität Erfurt in den vergangenen Jahren eine ganze Menge geschafft worden – Systemakkreditierung, die enormen Herausforderungen in der Corona-Zeit, ein neuer dualer Studiengang für das Regelschullehramt, große Schritte in Richtung Digitalisierung, um nur einige zu nennen. Die Messlatte für die neue Vizepräsidentin ist vergleichsweise hoch. Wie gehen Sie damit um?
Nun, ich verstehe das Amt nicht als Wettbewerb, wer höher springt, sondern möchte meine Kompetenz und Persönlichkeit zugunsten der Universität einbringen. Ich bin Gerd Mannhaupt sehr dankbar, dass ich ein so gut bestelltes Feld übernehmen kann. Die Schritte, die Sie genannt haben, sind ja echte Meilensteine. Die nächste Großbaustelle kommt bestimmt – aber bei diesem soliden Unterbau werden wir sie gut meistern können.

Trotz aller positiven Entwicklungen in den vergangenen Jahren gibt’s ganz sicher auch in Zukunft im Bereich Studienangelegenheiten eine Menge zu tun…
Im Bereich Studienangelegenheiten ist ja zunächst einmal viel Tages- bzw. Semestergeschäft zu bewältigen: Aufgaben und Prozeduren, die allerdings sehr konkrete Auswirkungen auf den Alltag und die Bedingungen von Studium und Lehre haben und oft unter großem Aufwand und Beteiligung vieler Menschen koordiniert werden müssen. Genau da liegen dann aber auch Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Mir ist wichtig, dass Aufwand und Ergebnis beispielsweise eines Akkreditierungsprozesses in einem guten Verhältnis stehen. Das bedeutet für mich, immer danach zu fragen, ob es – natürlich im Rahmen des Möglichen – auch einfacher geht, und immer vom Ziel her zu denken: die Universität tagtäglich als Ort zu kultivieren, an dem Lehrende gut und gern lehren und Studierende gut und gern studieren.

Neben den großen Projekten, die gut aufgegleist sind und gut weiterfahren sollen – Stichwort Systemakkreditierung, interne Akkreditierung, Digitalisierung, e-teach, duales Regelschullehramtsstudium – sind mir diese Bereiche wichtig, in denen ich gern Dynamiken verstärken und verstetigen möchte: die Hochschuldidaktik im Sinne eines zielgenauen und kreativen Supports für Lehrende und Studierende, die (Diversifizierung der) Lehrer*innenbildung, die sich dynamisch entwickelt, entwickeln muss, und – interfakultär – das Lehrportfolio insgesamt, das wir anbieten. Voraussetzungen, Erwartungen, (Aus-)Bildungsbedarfe und Berufsaussichten der Studierenden sind ja zunehmend vielfältig, darauf sollten wir in Lehre und Prüfung, in der Studiengangplanung und -entwicklung sensibel, kreativ und innovationsfreudig reagieren.

Sie kommen aus der kleinsten Fakultät an der Universität Erfurt mit deutlich weniger Studierenden als sie beispielsweise die Erziehungswissenschaftliche Fakultät hat, mit weniger Studiengängen und z.T. anderen Studienordnungen. Als Vizepräsidentin wird von Ihnen nun erwartet, für das große Ganze zu denken und zu wirken, die „Kundschaft“ vergrößert sich auf rund 6.000 Studierende und natürlich auch Lehrende – mit höchst unterschiedlichen Erwartungen. Wie wollen Sie dem begegnen?
Unter Laborbedingungen konzeptionell arbeiten zu können, ist nicht die schlechteste Vorbereitung, um Verantwortung für ein viel größeres System zu übernehmen, finde ich. Als Studiendekanin der Theologischen Fakultät habe ich in den vergangenen Jahren die Umgestaltung und Reakkreditierung aller theologischen Studiengänge koordiniert und wir haben das zusammen mit dem Dezernat 1: Studium und Lehre und dem Qualitätsmanagement (QM) erfolgreich durchgeführt. Seit mehr als 20 Jahren, seit der Umsetzung der Bologna-Reform, bin ich in der Studiengangplanung und -organisation aktiv, mir hat das immer Freude gemacht. Ich konnte an den verschiedenen Stationen meiner akademischen Laufbahn – an den Universitäten Bonn, Freiburg, Wuppertal und Münster sowie an der PH Heidelberg – Erfahrungen in recht unterschiedlichen Kulturen der Lehre und Lehrorganisation sammeln. Das kommt mir im neuen Amt sicher zugute. Klar muss ich mich in vieles noch einarbeiten und dabei oftmals eine neue Perspektive einnehmen – aber ich bin zuversichtlich, dass das rasch gelingt.

Worauf freuen Sie sich mit Blick auf Ihr neues Amt am meisten?
Allgemein gesagt: darauf, nicht nur mit Bedingungen von Studium und Lehre umgehen zu müssen, sondern diese Bedingungen auch aktiv mitgestalten zu können – inhaltlich, strukturell und politisch. Konkret freue ich mich auf den Kontakt mit den Kolleg*innen, die qua Amt und Aufgabe, Interesse und Kompetenz zusammenarbeiten: in den Gremien und über die Gremien hinaus mit den Studiendekan*innen und den Studiengangverantwortlichen, den Beauftragten für das Qualitätsmanagement, den Vertreter*innen der Studierenden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Präsidium. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Teams von QM, Dezernat 1, eTeach und der Hochschuldidaktik, wo ich durchweg Mitarbeiter*innen an der Seite weiß, die wissen, was sie tun, auf deren Erfahrung und Expertise ich mich verlassen kann. Die nicht nur den „Laden am Laufen halten“ wollen, sondern Lust haben, konzeptionell zu denken, Dinge weiterzuentwickeln, Neues auszuprobieren und gute neue Erfahrungen zurück ins System zu spielen, damit sie auch in anderen Bereichen hilfreich sind.

Wozu möchten Sie während ihrer Amtszeit – also bis Herbst 2027 – beitragen?
Ich möchte dazu beitragen, dass wir an der Universität Erfurt eine Kultur pflegen, in der Studium und Lehre gelingen und Leben bereichern. Das ist meine Übersetzung des spröden Begriffs „Studienangelegenheiten“, nach dem das Vizepräsidium benannt ist. Das ist natürlich sehr allgemein formuliert und beschreibt eine Aufgabe, mit der man nie fertig ist. Aber als Grundmotivation halte ich das für elementar. Welche einzelnen Schritte und Maßnahmen mit welchen Playern auf welchen Ebenen in welchem Tempo dazu beitragen, dass eine Universität ein guter Lern-Ort ist und bleibt, kann nur gemeinsam bestimmt und muss sorgfältig reflektiert werden. Die Bedingungen müssen stimmen und immer wieder neu angepasst werden, damit Studierende und Lehrende bewältigen und erfolgreich bearbeiten können, wofür sie brennen, wofür sie sich interessieren, worin sie sich bilden wollen. Damit der Studien- und Lehralltag Freude macht.