Jorge Semprún (1923–2011) war spanischer Schriftsteller und Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald. In seinem literarischen Werk schreibt er immer wieder über sein Leben und Überleben in Buchenwald und spricht sich stets gegen jede Form politischer Gewaltherrschaft aus. Ob als Schriftsteller oder spanischer Kulturminister, immer formulierte er seine Vorstellung von einem demokratischen und geeinten Europa, für das er sich einsetzte. 1994 erhält er für sein Lebenswerk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Bei seiner Dankesrede regt er die Gründung einer Institution in Deutschland an, welche die Erinnerung an die Schrecken vergangener Diktaturen wachhält und die Demokratie in Europa stärkt. Die Idee für die Stiftung Ettersberg ist geboren.
Die Ausstellung entstand anlässlich des 100. Geburtstages von Jorge Semprún und thematisiert sein Leben, das stark von den politischen Extremen des 20. Jahrhunderts geprägt war: Als Kind floh er mit seiner Familie vor dem Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) ins Exil. Dort schloss sich der junge Kommunist dem französischen Widerstand an und wurde 1944 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Ab 1953 arbeitete er in Spanien im Untergrund gegen die Franco-Diktatur. Nach dem Bruch mit der Kommunistischen Partei Spaniens lebte er als erfolgreicher Schriftsteller und Drehbuchautor in Paris.
Im Rahmen der Reihe "Bildung durch Demoktratie" plant Prof. Dr. Sandra Tänzer vom Fachgebiet Sachunterricht und seine Didaktik der Universität Erfurt am Dienstag, 9. April, von 16 bis 18 Uhr eine Begleitveranstaltung zur Wanderausstellung. Sie soll das Leben Jorge Semprúns in den europäischen Kontext setzen und mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Thüringen die Bedeutung pluralen Zusammenlebens und der Würde des einzelnen Menschen in den Blick nehmen. Dabei kommt die Kuratorin und Museumspädagogin Laura Fiedler von der Stiftung Ettersberg nach einer Führung durch die Wanderausstellung mit den Teilnehmenden über das Leben Semprúns und dessen Vermittlung ins Gespräch.
Die Reihe "Bildung durch Demokratie" hat sich in den vergangenen Semestern an der Universität Erfurt etabliert. "Im kommenden Semester und mit Blick auf die Wahl ist es uns besonders wichtig, durch unterschiedliche Zugänge respektive Veranstaltungen über den Wert der Demokratie und demokratische Werte mit Studierenden und Interessierten zu diskutieren", erläutert dazu Prof. Sandra Tänzer. "Eine Ausstellung dazu hatten wir bislang nicht. Ich hoffe, sie kann auch über den Workshop hinaus zum Nachdenken, Weiterdenken, zum Austausch einladen."