Die Universität Erfurt, die Thüringer Landesenergieagentur ThEGA und die Stadt Weimar haben im Rahmen des Pilotprojekts „Solar Empowerment“ eine neue Fördermaßnahme für den Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Erfolg getestet. Durch die gezielte Ansprache von Hauseigentümern konnte in Weimar die Installation von PV-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 1.000 kWp und einem Investitionsvolumen von insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro angestoßen werden. Mithilfe der Landesenergieagentur und des Thüringer Solarrechners (www.solarrechner-thueringen.de) wurden weit über 10.000 Wohngebäude der Stadt analysiert und mit den Adressen der Eigentümerinnen und Eigentümer zusammengeführt. Im Oktober des vergangenen Jahres wurden die Eigentümerinnen und Eigentümer von mehr als 6.000 zufällig ausgewählten Gebäuden in Weimar angeschrieben. In einer sogenannten Potenzialanalyse erhielten die angeschriebenen Personen individuelle Informationen über die erwartbare jährliche Nettostromerzeugung, die ungefähren Installationskosten, die entsprechende Amortisationszeit, den Gewinn nach 20 Jahren, die jährliche Rendite und die mögliche CO2-Einsparung. Weiterhin wurde eine „Solar-Hotline“ als Beratungsstelle rund um das Thema Photovoltaik (PV) für die angeschriebenen Bürgerinnen und Bürger eingerichtet.
Über die auf den Anschreiben angegebene Hotline wurden etwa 1.300 Minuten Beratungsgespräche für Umsetzungsinteressierte durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass mehr als 90 % der angerufenen Personen das Informationsangebot als positiv wahrgenommen haben. Ausgehend von jenen Eigentümerinnen und Eigentümern, die am Telefon explizit die Absicht geäußert haben aufgrund des Anschreibens eine PV-Anlage anzuschaffen, kann mit einer zusätzlich installierten Leistung von rund 1.000 kWp gerechnet werden. Dies entspricht einem privaten Investitionsvolumen von etwa 1,5 Mio. Euro, einer zusätzlichen jährlichen Nettostromerzeugung von 878.776 kWh und jährlichen CO2-Einsparungen von 433 Tonnen für die Stadt Weimar. Neben der ökologischen Komponente zeigt sich bei einer durchschnittlich zu erwartenden Rendite von 6 % auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit von Investitionen in eine eigene PV-Anlage. Die Pilotkosten für die Maßnahme beliefen sich auf lediglich 35 Euro pro installiertem kWp. Im Vergleich zu einer konventionellen Förderung konnten die Kosten pro kWp durch die innovative Kampagne um über 80 % reduziert werden.
Der Ansatz der gezielten Bereitstellung von individualisierten Informationen als effektive Anreizpolitik kann als Vorbild für die Kommunalpolitik in Thüringen gelten. Das Pilotprojekt „Solar Empowerment“ hat deutlich gemacht, dass durch eine direkte Ansprache der Eigentümerinnen und Eigentümer erfolgreich Investitionen im privaten Gebäudebestand angestoßen werden können. Anreizpolitik-Forscher und Projektinitiator Moritz Mohrbacher (Universität Erfurt) stellt fest:
„PV-Module und Anlagentechnik sind in Europa im Moment so kostengünstig wie nie zuvor. Die teils hohe Rendite einer eigenen PV-Anlage stellt für viele Eigentümerinnen und Eigentümer in Thüringen ein profitables Investment dar. Das Pilotprojekt zeigt, dass die Aufklärung und unabhängige Beratung der Bevölkerung über die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage ausreichen, um privates Kapital für die Energiewende zu mobilisieren.“
Wer selbst die Eignung seines Daches für eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage überprüfen möchte, kann dies einfach und kostenfrei über den „Thüringer Solarrechner“ der ThEGA tun. Zusätzlich können thüringenweit kostenfreie Beratungstermine zur solaren Energieerzeugung, aber auch zu Themen der Gebäudeenergieeffizienz und entsprechenden Förderprogrammen unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 809 802 400 mit Energieberatenden der Verbraucherzentrale Thüringen vereinbart werden. In Weimar finden die entsprechenden Beratungstermine jeden zweiten Donnerstag (gerade Kalenderwochen) im Monat zwischen 14.30 Uhr - 17.30 Uhr sowie speziell zu Fragen rund um Photovoltaik und Solarthermie an den verwaltungsoffenen Samstagen in den Räumen der Stadtverwaltung Weimar (Schwanseestraße 17) statt (jeweils nur nach Terminvereinbarung). Überdies steht auch die Stabsstelle Klimaschutz der Stadtverwaltung für Fragen gerne zur Verfügung.
Das Forschungsprojekt „Solar Empowerment“ wurde aus Mitteln des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) finanziert.
Kontakt:
Dr. Thomas Lauer
thomas.lauer@uni-erfurt.de
Unsere Informationskampagne senkt die Kosten im Vergleich zu konventionellen Fördermaßnahmen auf kommunaler Ebene um 80%.