Kürzere eingebettete Wörter wie Arbeit in Arbeiter erleichtern unsere Verarbeitung des längeren, komplexeren Wortes (Arbeiter), wenn sie bedeutungsverwandt sind. Aber wie reagiert das Gehirn, wenn es keine Bedeutungsverwandtschaft gibt, wie bei Tal in Taler? In einer aktuellen Studie haben wir unter Verwendung von Gehirnstrommessungen untersucht, wie solche eingebetteten Wörter beim Lesen aktiviert werden.
Teilnehmende bearbeiteten eine semantische Kategorisierungsaufgabe, bei der sie entscheiden sollten, ob Wörter wie Taler zu einer Kategorie wie Landschaft passen. Dabei wurden nicht nur ihre Entscheidungen aufgezeichnet, sondern auch die elektrische Aktivität des Gehirns (Ereigniskorrelierte Potenziale; ERPs). Die Ergebnisse zeigten, dass eingebettete Wörter die Verarbeitung beeinflussen, auch wenn sie nicht bedeutungsverwandt sind: Bereits etwa 230 Millisekunden nach Beginn der Wortpräsentation trat stärkere Hirnaktivität auf, wenn das eingebettete Wort nicht zur Kategorie passte.
Die Studie verdeutlicht, wie schnell das Gehirn orthografische Muster erkennt und die Bedeutung eingebetteter Wörter aktiviert, selbst wenn diese für das Verständnis des Gesamtworts irrelevant ist.
Hasenäcker, J., Nadalini, A., & Crepaldi, D. (2024). Sub-word orthographic processing and semantic activation as revealed by ERPs. Language, Cognition and Neuroscience, 1–13. https://doi.org/10.1080/23273798.2024.2430275