Alles Lügenpresse? Medienvertrauen und misstrauen in Deutschland und die Qualität des Journalismus

Vertrauen die Deutschen den Medien noch, oder ist der Journalismus in einer Vertrauenskrise und wenden sich immer mehr Menschen von traditionellen Medien ab? Und ist das Vertrauen oder Misstrauen in deutsche Medien überhaupt gerechtfertigt, liefern unsere Medien also gute Qualität? Diesen Fragen geht Fabian Prochazka (Kommunikationswissenschaft, Uni Erfurt) in einem Vortrag bei Erfurter Kolleg nach. Im Vortrag zeigt er anhand empirischer Studien, dass sich das Vertrauen in den Journalismus in den vergangenen Jahren polarisiert hat – die Mitte ist kleiner geworden, gewachsen ist vor allem der Anteil der Bevölkerung, der hohes Vertrauen in die Medien hat. Aber auch die Gruppe derer mit sehr geringem Vertrauen wurde größer. Die intensiven Diskussionen um journalistische Qualität und „Lügenpresse“ haben also dazu geführt, dass viele Menschen nun stärker Position beziehen. Hinsichtlich der Qualität der Berichterstattung zeigt sich in den drei zentralen Themen der vergangenen Jahre (Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie und Ukrainekrieg), dass die Medien ihren Aufgaben durchaus nachkommen. Inhaltsanalysen zeigen eine grundsätzlich vielfältige und kritische Berichterstattung, die sich aber im Zeitverlauf teilweise stark verändert.