2017 war sie bereits an der Universität Erfurt – damals als Vertretungsprofessorin. Nun ist sie zurück: Prof. Dr. Petra Knorr hat zum 1. Februar 2025 die Professur für Englischdidaktik an der Universität Erfurt übernommen. An ihre Zeit in Erfurt erinnert sich die im Sächsischen Torgau geborene Anglistin noch sehr gut. Ihre Rückkehr in die Thüringische Landeshauptstadt ist deshalb für sie auch ein Wiedersehen mit Freunden. Für all diejenigen an der Universität Erfurt, die sie noch nicht kennen, stellen wir Prof. Dr. Petra Knorr hier einmal vor…
Frau Prof. Knorr, was genau reizt Sie an der Professur in Erfurt?
Die Professur für Englischdidaktik reizt mich in vielerlei Hinsicht: Sie bietet mir die Möglichkeit, meine Forschungsinteressen im Bereich der Professionalisierung von Fremdsprachenlehrkräften weiterzuverfolgen und mit innovativen Lehrkonzepten zu verbinden. Besonders spannend finde ich interdisziplinäre Ansätze in der Lehrer*innenbildung, die in Erfurt vor allem im Studium Fundamentale sehr gut umsetzbar sind. Ich arbeite z.B. seit längerer Zeit mit virtuellen Austauschprojekten (“virtual exchange”, VE) in der Hochschullehre und möchte diesen Bereich gern weiter ausbauen und erforschen. “Virtual exchange” bietet vor allem im Lehramt die Gelegenheit, fächerübergreifend zu arbeiten und Studierenden internationale Erfahrungen zu ermöglichen, die sie möglicherweise motivieren, tatsächlich für einige Zeit ins Ausland zu gehen und auch später, als Englischlehrer*innen, internationale VE-Projekte durchzuführen.
Ich denke, dass es gerade an der Universität Erfurt mit ihren kurzen Wegen gut möglich ist, schnell und unkompliziert in den Austausch mit verschiedenen Akteur*innen der Lehrer*innenbildung zu kommen. Ich denke hier an Kolleg*innen der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, der Erfurt School of Education, der Medien- und Kommunikationswissenschaft oder an die Fachdidaktiker*innen der anderen Fächer. Es gibt auch bereits interessante Projekte, wie z.B. die Hochschullernwerkstatt oder die “eduroom”-Werkstatt für Medienbildung, die sich gut mit meinen Anliegen verbinden lassen. Ich freue mich hier auf fruchtbare Begegnungen, die Erweiterung von Perspektiven und auch das Ausloten gemeinsamer Forschungsinteressen.
Außerdem finde ich es reizvoll, an der Gestaltung der Lehrer*innenbildung mitzuwirken. Mich interessiert hier vor allem, wie theoretische Ausbildungsanteile und schulpraktische Erfahrungen sinnvoll verschränkt werden können und Studierende neben anderen professionellen Kompetenzen vor allem ihre Reflexionsfähigkeit in Bezug auf eigenen oder beobachteten Unterricht entwickeln. Die Einführung des dualen Studiums für das Regelschullehramt an der Universität Erfurt bietet hier die Möglichkeit, neue Lehr- und Lernsettings zu konzipieren, zu erproben und zu erforschen.
Kannten Sie Erfurt schon und wenn ja, gibt es etwas, das Sie an der Stadt besonders mögen?
Ich kenne Erfurt schon seit meiner Studienzeit durch enge Kontakte zu Studienkolleginnen aus Erfurt. Schon damals war ich gern in den verwinkelten Gassen (oder in der Engelsburg) unterwegs. Ich konnte die Stadt dann während einer Vertretungsprofessur an der Universität Erfurt im Sommer 2017 weiter kennenlernen. Als Kunstinteressierte freue ich mich besonders, wieder regelmäßig die Ausstellungen in der Kunsthalle Erfurt im Haus zum Roten Ochsen zu besuchen, die nach wie vor ein vielfältiges und inspirierendes Programm bietet. Erfurts zentrale Lage ermöglicht es mir außerdem, beruflich und privat gut vernetzt zu bleiben.
Wie wurden Sie denn die Professorin, die Sie heute sind – mögen Sie uns ein bisschen von Ihrem beruflichen Werdegang erzählen?
Mein akademischer und beruflicher Werdegang ist durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis geprägt. Ich habe Lehramt für Englisch und Kunst an der Universität Leipzig studiert und bereits während des Studiums als Englischlehrerin in verschiedenen Kontexten unterrichtet. Auslandserfahrungen sammelte ich in Irland, Südafrika und Neuseeland. Mein Interesse an Didaktik motivierte mich, ein Aufbaustudium für Deutsch als Fremdsprache zu absolvieren. Nach meinem Zweiten Staatsexamen an einem Leipziger Gymnasium und meiner Promotion zur kollaborativen Unterrichtsplanung in der Ausbildung von Englischlehrkräften an der Universität Leipzig konnte ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Englischdidaktik über viele Jahre wertvolle Erfahrungen in Forschung und Lehre in der Lehrer*innenausbildung sammeln. Gerade mein Forschungsschwerpunkt im Bereich der Professionalisierung ermöglicht es mir, die Neueinführung der dualen Regelschulstudiengänge aktiv mitzugestalten. Meine Erfahrungen mit virtuellem Austausch werden außerdem dazu beitragen, die Internationalisierung im Lehramt an der Universität weiter voranzubringen.
Was interessiert Sie als Forscherin an Ihrem Fachgebiet besonders und woran arbeiten Sie aktuell?
Mich interessieren Lehr- und Lernprozesse auf der Mikroebene – sowohl im schulischen als auch im universitären Bereich. Im Kontext der Lehrer*innenbildung beschäftige ich mich mit der Frage, wie Studierende durch spezifische Settings (z.B. “virtual exchange” oder Praktika), konkrete Aufgaben und Impulse (z.B. durch die Arbeit mit Unterrichtsvideografien oder die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien) oder den gezielten Austausch mit anderen Personen (z.B. bei der Ko-Planung oder dialogischen Reflexion von Unterricht) dabei unterstützt werden können, professionelle Handlungskompetenzen erwerben. Dabei ist mein Fokus immer auch auf Teilaspekte des Lehrens und Lernens in einer digital geprägten Welt gerichtet. Hierzu zählt die Arbeit mit sogenannten “Open Educational Resources” im Lehrberuf, die Verwendung von Künstlicher Intelligenz bei der Planung von Unterricht, aber auch die multimodale Online-Kommunikation von Lernenden einer Fremdsprache.
Und was werden Themen in Ihren Lehrveranstaltungen sein?
Es ist mir zunächst ein Anliegen, angehende Englischlehrer*innen mit einem soliden Gerüst an Grundkenntnissen über das Vermitteln einer Fremdsprache auszustatten. Darauf aufbauend sollen in Verschränkung mit schrittweise komplexer werdenden schulpraktischen Lehr-Lern-Settings (z.B. Micro-Teaching im Seminarkontext, Arbeit mit Schulklassen auf dem Campus, begleiteter Unterricht an Erfurter Schulen) professionelle Handlungskompetenzen entwickelt werden. Weitere Themen im Master of Education orientieren sich dann an gegenwärtigen Herausforderungen im Kontext schulischen Fremdsprachenunterrichts: der Umgang mit heterogenen Lerngruppen, die Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit, die Öffnung des Klassenzimmers durch internationale virtuelle Zusammenarbeit oder die Nutzung von digitalen Medien beim Lernen einer Fremdsprache.
Es ist mir außerdem wichtig, mit Fremdsprachenlehrkräften zusammenzuarbeiten. Sehr gern würde ich enge Kooperationen mit Erfurter Schulen aufbauen, um aktuelle schulische Themen aufzugreifen und die Expertise erfahrender Lehrer*innen in unsere Lehre einzubinden sowie Schulen in ihrer Arbeit zu unterstützen – sei es durch die Arbeit engagierter Studierender, durch fachliche Impulse oder durch die Bearbeitung von praxisrelevanten Fragestellungen in Form von empirischen Forschungsprojekten. Ein gemeinsamer Austausch mit allen Akteuren (Schule, Referendariat, Universität, Weiterbildung) über Möglichkeiten, die Lehrer*innenbildung noch stärker zu vernetzen, liegt mir sehr am Herzen.
Was machen Sie eigentlich, wenn Sie gerade nicht Professorin sind?
Ich singe seit vielen Jahr im Chor und genieße diesen Ausgleich sehr. Außerdem interessiere ich mich für Kunst und besuche gern Ausstellungen, die mir oft auch für die berufliche Tätigkeit neue Perspektiven eröffnen. Aber vor allem bin ich in meiner Freizeit sehr gern in der Natur, ich mag Gartenarbeit, liebe Blumen und bin mit der Familie oft mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs. Ich freue mich darauf, auch die Umgebung von Erfurt und den Thüringer Wald noch näher zu erkunden.