Herzlich willkommen, Prof. Dr. Anna Neovesky!

Vorgestellt
Teaserbild Anna Neovesky

Sie ist die neue Professorin an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt – und zugleich das neue Gesicht an der Fakultät Gebäudetechnik und Informatik der Fachhochschule Erfurt: Prof. Dr. Anna Neovesky. Die 38-Jährige hat zum 1. August die Professur für Digital Humanities – Hybride Bildungs- und Kommunikationsräume angetreten, eine Professur, die vom Land im Programm „PROF-IT 25“ als Teil der Thüringer Strategie zur Digitalisierung im Hochschulbereich gefördert wird, an der Fachhochschule angesiedelt und zu 50 Prozent an die Universität Erfurt abgeordnet ist.

„Mich hat besonders die Anbindung sowohl an die Angewandte Informatik einer Fachhochschule als auch an die Philosophische Fakultät einer Universität gereizt“, erklärt Anna Neovesky. „Zum einen persönlich – ich habe Geschichte und Informatik studiert – zum anderen mit Blick auf meine Disziplin, die Digitalen Geisteswissenschaften. Denn die Digitalen Geisteswissenschaften sind eine Disziplin an der Schnittstelle von geisteswissenschaftlichen Fächern, digitalen Technologien und Informatik. Hier in Erfurt sind diese wechselseitigen Bezüge in besonderem Maße gegeben. Die Anbindung an Uni und FH ist für die Digitalen Geisteswissenschaften in Deutschland bisher auch einmalig.“

Was für die beiden Hochschulen eine Premiere ist, das ist für die gebürtige Nürnbergerin eine tolle Chance, denn in der gleichzeitigen Anbindung an die Informatik und an geisteswissenschaftliche Fächer sowie dem sich daraus ergebenden unmittelbaren Austausch mit den jeweiligen Kolleg*innen sieht sie viele Vorteile: „So kann die Schnittstelle, an der die Digitalen Geisteswissenschaften stehen, ideal ausgestaltet werden. Da ich an beiden Standorten auch interdisziplinäre Lehrveranstaltungen anbieten werde, freue ich mich besonders auf die Studierenden der verschiedenen Fächer von Uni und FH und darauf, wie sich hier spannende Diskussionen und Anwendungsbezüge entwickeln werden. Das wird den Digitalen Geisteswissenschaften in Erfurt besondere Impulse geben.“

Anna Neovesky hat an den Universitäten Leipzig und Würzburg Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte sowie Informatik studiert. Seither war sie sowohl in der Wissenschaft als auch im Bereich der Softwareentwicklung tätig. An der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz hat sie eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Digital Humanities sowie einen hochschulübergreifenden Studiengang für Digital Humanities mit aufgebaut. Dabei war sie auch in verschiedenen Projekten der geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung tätig und hat zusammen mit Kolleg*innen mehrere digitale Sammlungen, Editionen sowie eine Suchmaschine für Musikkataloge realisiert. In ihrer Dissertation an der TU Darmstadt hat sich Anna Neovesky mit Suchstrategien und digitalen Kompetenzen von Historiker*innen beschäftigt. Zuletzt arbeitete sie am Institut für die Geschichte der deutschen Juden in den Bereichen Oral History und zu Möglichkeiten der Darstellung unvollständiger Daten sowie zu Zusammenhängen quantitativer und qualitativer Zugänge. Außerdem hat sie als Softwareentwicklerin und Mit-Gründerin eines Softwarestudios App- und Softwareprojekte umgesetzt und Start-ups beraten. Die Verbindung von Theorie und praktischem Anwendungsbezug, die sie nun auch in Erfurt erwartet, begleitet die Wissenschaftlerin also schon lange.

Geprägt oder inspiriert haben sie in ihrer wissenschaftlichen bzw. beruflichen Laufbahn viele Personen: „Vor allem jene, mit denen ich in den verschiedenen Forschungsprojekten interdisziplinär zusammengearbeitet habe. Eine besondere Rolle spielen dabei aber zwei Freunde aus dem Studium. Sie haben mich dazu inspiriert, Informatik zu studieren. Noch während des Studiums haben wir dann zu dritt eine erste kleine Softwarefirma gegründet und seitdem gemeinsam zahlreiche Projekte umgesetzt. Dort habe ich nicht nur viel über App- und Softwareentwicklung gelernt, sondern auch darüber, wie man in einem kleinen Team Ideen erfolgreich umsetzen kann.“

Einer der Pläne für die Brückenprofessur an Uni und FH Erfurt ist die Entwicklung eines gemeinsamen Lehrangebots für die beiden Hochschulen. Auch darauf freut sich die neue Kollegin: „Da die Digitalen Geisteswissenschaften schon im Kern ein interdisziplinäres Fach sind, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass bereits im Studium Menschen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen zusammenarbeiten, jeweils ihr individuelles Fachwissen einbringen und sich Kompetenzen anderer Bereiche im direkten Praxisbezug aneignen. Mein Ziel ist es deshalb, Studierende der Informatik und Studierende geisteswissenschaftlicher Fächer in Veranstaltungen und Projekten zusammenzubringen. Ein weiterer Schwerpunkt wird für mich aber auch die Vermittlung digitaler Kompetenzen für die Lehramtsausbildung sein. Dabei werde ich besonders auf die Bedarfe der Studierenden eingehen und werde dazu auch das Gespräch mit den Fachschaften suchen.“

Die Studierenden der Universität Erfurt können Anna Neovesky im kommenden Wintersemester beispielsweise in ihrer Lehrveranstaltung „Einführung in die Digitalen Geisteswissenschaften“ am Historischen Seminar kennenlernen, in der ausgewählte Methoden auch direkt an konkreten Beispielen erprobt werden sollen. Eine weitere Veranstaltung bietet sie im Rahmen des Studium Fundamentale an, wo sie ebenfalls eine Einführung in die Informatik geben wird. „Dabei wird es neben Fragen der Darstellung und Modellierung von Informationen und neben Einblicken in das breite Spektrum der Informatik vor allem um das Web und um Webentwicklung gehen. In den kommenden Semestern plane ich dann tiefergehende Veranstaltungen zu computergestützten Methoden und zur Erstellung von und Arbeit mit Forschungsdaten, aber auch Veranstaltungen zum Aufbau spezifischer digitale Kompetenzen für Lehrer*innen, die im Fach Medienbildung und Informatik unterrichten werden.“

Wer mit der neuen Kollegin spricht, merkt schnell, wie sehr sie sich für ihr Fach begeistert: „Was ich an meinem Gebiet so spannend finde, ist die Interdisziplinarität. Ich hatte bislang viel Gelegenheit, zu ganz unterschiedlichen Themen zu forschen und unterschiedliche Methoden anzuwenden. Außerdem sind die Digital Humanities ein relativ neues Fach, in dem es noch viel Raum zur Gestaltung gibt“, erklärt die 38-Jährige. Aktuell beschäftigen sie besonders zwei Themen: zum einen der Umgang mit lückenhaften Daten, sowohl mit Blick auf die quantitative Auswertung als auch um die webbasierte Darstellung. Konkret untersucht sie in einem Projekt mit dem Hamburger Institut für die Geschichte der deutschen Juden, wie Deportationen und Deportationswege sowohl qualitativ ausgehend von Fallstudien als auch quantitativ anhand von (teils lücken- und fehlerhaften) Deportationslisten untersucht und ausgewertet werden können. Zum anderen interessiert sie das, was gerade viele Menschen beschäftigt: welche Rolle Künstliche Intelligenz in ihrem Bereich spielen kann und wird, beispielsweise mit Blick auf Informationssuche, Qualität von Informationen und Daten, aber auch als Tool für die Datenverarbeitung.

Und wenn Sie gerade nicht forscht oder lehrt? „Dann bin ich gern mit dem Fahrrad unterwegs. Vergangenes Jahr habe ich zum Beispiel eine sehr interessante Radtour an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, dem ‚Grünen Band‘, gemacht und bin dabei auch viel durch und an Thüringen entlang gefahren. Ich bin schon sehr gespannt darauf, die Region weiter mit dem Fahrrad zu erkunden und natürlich auch Erfurt noch weiter zu entdecken.“

Wir freuen uns auf die neue Kollegin und sagen: Herzlich willkommen!

Kontakt:

Professorin für Digital Humanities – Hybride Bildungs- und Kommunikationsräume (FH und Uni Erfurt)
(Philosophische Fakultät)
Lehrgebäude 4 / Raum 115