Willkommen zurück, Prof. Dr. Judith Schweppe!

Vorgestellt
Porträt Prof. Dr. Judith Schweppe

Als sie sich erneut für Erfurt entschied, wusste sie, was sie bekommt: „Die Interdisziplinarität und Kollegialität sowohl innerhalb der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät als auch zwischen den Fakultäten, die Möglichkeit, wieder eng mit den Kolleginnen und Kollegen von früher zusammenzuarbeiten, insgesamt die vielen Personen, die sich hier für Lernen und für digitale Medien interessieren, das ErfurtLab und die Open Science-Initiative, der Campus mit den kurzen Wegen und dem Café Hilge, das ist es, was mich früher schon begeistert hat“, sagt Judith Schweppe. Zum 1. März wechselte sie von Passau zurück an die Universität Erfurt. Hier wurde sie einst habilitiert und arbeitete zwölf Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin und später als Akademische Rätin an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Jetzt hat sie die Professur für Didaktik digitaler Lernumgebungen übernommen und freut sich auf den Start des Sommersemesters.

Die 47-Jährige ist in Ostwestfalen geboren und aufgewachsen. Dort, an der Universität Bielefeld, hat sie später auch studiert: Klinische Linguistik, ein interdisziplinäres Studium, das Sprachtherapie aus linguistischer und psychologischer Perspektive adressiert. Nach dem Studium wechselte sie ins Fachgebiet Psychologie an der Universität des Saarlandes, wo sie 2006 auch promoviert wurde. „Meine nächste Station war dann schon die Universität Erfurt, wo ich mich 2018 mit einer Arbeit über die Rolle des Arbeitsgedächtnisses bei der Sprachverarbeitung und beim Lernen mit Multimedia habilitiert habe.“ 2020, mitten in der Corona-Zeit, wurde sie dann als Professorin für Psychologie mit Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien an die Universität Passau berufen. Nun ist Judith Schweppe mit vielen neuen Erfahrungen und einer noch breiteren Expertise zurück: „Mein interdisziplinärer Hintergrund, mein langjähriger Fokus auf Lehren und Lernen in der Forschung, meine Erfahrungen mit interdisziplinärer Zusammenarbeit u.a. zwischen Psychologie, Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik – all das kann ich nun mit meiner Professur an der Universität Erfurt einbringen. Und nicht zuletzt viel eigene Lehrerfahrungen in unterschiedlichen Studiengängen.“

Was die Forscherin an ihrem Fachgebiet besonders interessiert, ist vor allem die Möglichkeit, anwendungsmotivierte Fragen mit Methoden der Grundlagenforschung zu untersuchen und dabei kognitive, metakognitive und motivationale Prozesse in den Blick zu nehmen. „Das sind z.B. Fragen wie ‘Was passiert im Kopf von Lernenden, wenn sie mit bestimmten Lernmaterialien oder Lernszenarien konfrontiert sind? Was beeinflusst Vergessen, was sorgt aber auch dafür, dass uns selbst nach sehr langer Zeit Dinge wieder einfallen? Was halten wir für erfolgversprechende Lernstrategien? Wie gehen wir mit Ablenkung um?’” Ein großer Forschungsschwerpunkt von Judith Schweppe sind die sogenannten „wünschenswerte Erschwernisse“ beim Lernen, also Lerntechniken, die den Lernprozess zunächst erschweren, aber besonders langfristig lernförderlich sein sollen. „Damit habe ich mich schon früher hier in Erfurt beschäftigt und tue es inzwischen auch in einer DFG-Forschungsgruppe zum nachhaltigen Lernen. Hier führen wir Studien in Schulen durch, machen aber neben diesem Projekt auch Laborstudien und Studien in der Hochschullehre, z.B. in Fremdsprachenkursen. Aktuell interessiert mich dabei besonders, welche Hindernisse es beim Anwenden dieser Strategien vor allem beim selbstregulierten Lernen gibt und ob digitale Tools hier vielleicht hilfreich sein können.“

Die Erfurter Studierenden können sich ab dem Sommersemester auf Lehrveranstaltungen freuen, in denen Prof. Dr. Judith Schweppe verschiedene Fragen zu digitalen Lernumgebungen thematisiert, z.B. wie man diese so gestalten kann, dass sie nachhaltiges Lernen unterstützen. Oder auch welche besonderen Herausforderungen sich beim selbstregulierten Lernen insbesondere mit digitalen Medien ergeben – Stichwort: digitale Ablenkung und Prokrastination. 

Ob es eine Person gibt, die sie in ihrer beruflichen bzw. wissenschaftlichen Laufbahn besonders geprägt oder inspiriert hat, fragen wir die Professorin. „Ja, da ist zunächst mein Doktorvater Ralf Rummer, der mich mit seiner Art, an wissenschaftliche Fragestellungen heranzugehen, sehr geprägt und mit seiner Begeisterungsfähigkeit und Diskussionsfreude für ein Leben in der Wissenschaft motiviert hat”, sagt Schweppe. „Und dann ist da Hal Pashler, den ich nicht persönlich kenne, aber dessen Arbeiten ich in vielerlei Hinsicht inspirierend finde und der in vielen Bereichen, die mir wichtig sind, das Feld prägende Beiträge geliefert hat. Er vereint aus meiner Sicht theoretische und methodische Präzision mit dem Anspruch, auch der Welt etwas zu sagen zu haben und einem hohen Maß an Integrität. Er hat angefangen als Grundlagenforscher im Bereich Aufmerksamkeit und u.a. eine klar prüfbare Theorie sowie ein Experimentalparadigma entwickelt, mit dem diese Theorie geprüft werden kann. Später hat er einen Schwerpunkt auf evidenzbasierte Lehr- und Lerntechniken gelegt und seinen Practice Guide: ‚Organizing Instruction and Study to Improve Student Learning‘ lege ich schon ganz lange Studierenden und anderen Lehrenden nahe. Außerdem ist er einer der Vordenker im Umgang mit der Replikationskrise.”

Und wenn sie gerade nicht Professorin ist? Dann guckt Judith Schweppe gern Fußball. “Oder ich treffe mich mit Freunden, gehe zu Lesungen und Diskussionsveranstaltungen und bald auch hoffentlich wieder mehr zu Konzerten.” Dafür ist sie ja in Erfurt genau richtig. Die 47-Jährige nickt. „Auch die Cafés, die vielen schönen Orte an der Gera und die Möglichkeit, es sich dort gemütlich zu machen, das ist toll. Naja und natürlich, wenn plötzlich ganz unvermittelt der Dom im Blickfeld auftaucht, besonders abends…"

Bleibt uns nur zu sagen: Herzlich willkommen zurück, Prof. Dr. Judith Schweppe!

Kontakt:

Inhaberin der Professur für Didaktik digitaler Lernumgebungen
(Erziehungswissenschaftliche Fakultät)
C07 – Lehrgebäude 2 / 303