Nachgefragt: "Welche Bedeutung hat die Idee einer europäischen Staatsbürgerschaft für die Zukunft Europas, Herr Professor Gosewinkel?"

Gastbeiträge

Das Thema Staatsbürgerschaft ist nicht zuletzt durch die Diskussionen um die doppelte Staatsbürgerschaft und damit verbundenen Fragen der Zugehörigkeit von besonderer Aktualität. Staatsbürgerschaft war im 20. Jahrhundert das Signum politischer Zugehörigkeit in Europa. Sie entschied über Schutz und Freiheit eines Menschen und damit über seine Lebens- wie Überlebenschancen. Ein Thema, das auch Prof. Dr. Dieter Gosewinkel interessiert. Der Autor des Buches „Schutz und Freiheit? Staatsbürgerschaft in Europa im 20. und 21. Jahrhundert war Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt. Am Montag, 15. Mai, kommt er zu einer Lesung nach Erfurt. „WortMelder“ hat ihn im Vorfeld gefragt: „Welche Bedeutung hat die Idee einer ‚europäischen Staatsbürgerschaft‘, sprich: einer Unionsbürgerschaft, für die Zukunft Europas, Herr Gosewinkel?“

„Die ‚europäische Unionsbürgerschaft‘ (Unionsbürgerschaft) verkörpert erstmals in der Geschichte Europas ein rechtlich ausgestaltetes Verhältnis politischer Zugehörigkeit zu einem supranationalen, nicht nationalen politischen Verband. Zwar kann Unionsbürger nur sein, wer zugleich Staatsbürger eines Mitgliedstaates der Europäischen Union ist. Doch vermag die Unionsbürgerschaft jenseits der nationalen Staatsbürgerschaft eigenen Gehalt und Impulse für eine Vertiefung der Europäischen Union zu entwickeln, indem vor allem der Europäische Gerichtshof und der Europäische Rat den Status des Unionsbürgers verstärkt mit eigenen sozialen und politischen Rechten ausstatten und ihn damit auch zum Symbol einer europäischen politischen und sozialen Identität machen.“