Herzlich willkommen, Sophia Hoffmann!

Vorgestellt
Schriftzug "Welcome on Board"

Dürfen wir vorstellen? Das neue Gesicht der „Internationalen Politik und Konfliktforschung“ an der Universität Erfurt: Prof. Dr. Sophia Hoffmann. Zum 1. Oktober nimmt die 42-Jährige ihre Arbeit an der Uni – genauer gesagt an der Staatswissenschaftlichen Fakultät – auf. Wir sagen: Herzlich willkommen!

„Erfurt ist für mich absolutes Neuland, ein unbeschriebenes Blatt, sozusagen“, erklärt sie im Interview. „Mir ist dann aber schnell klargeworden, dass es große Ähnlichkeiten zu Oldenburg und Bremen gibt, die Städte, in denen ich aufgewachsen bin. Die schöne mittelalterliche Innenstadt hat mich natürlich sehr beeindruckt, so etwas habe ich in der Größe in Deutschland noch nie gesehen. Einige Gassen mit hoch überhängenden Häusermauern haben mich an die Altstadt von Damaskus erinnert.“

Sophia Hoffmann
Sophia Hoffmann (Foto: Samuli Schielke)

Aber nicht nur von Erfurt als Stadt, sondern auch als Studien- und Forschungsstandort ist Sophia Hoffmann begeistert: Die Denomination ihrer Professur – Internationale Politik und Konfliktforschung – passe genau zu ihren bisherigen Forschungsprojekten und so könne sie sowohl die Regionalforschung zu den internationale Beziehungen West Asiens als auch ihre Forschung zu Sicherheitsapparaten hier sehr gut etablieren. „Zudem hatte ich von Kolleg*innen sehr viel Gutes von der Arbeitsatmosphäre in Erfurt gehört. Dazu kommt der Bachelor-Studiengang Internationale Beziehungen mit den sehr engagierter Studierenden – ich denke, das passt wunderbar für mich.“

Sophia Hoffmann selbst hat in England studiert: erst im Bachelor International Relations and Development Studies (Universität Sussex), dann im Master International Relations (London School of Economics). „Und dann, nach einen paar Jahren bei NGOs und in der Privatwirtschaft, wurde ich an der School of Oriental and African Studies in London in internationaler Politik promoviert – mit einer Arbeit über irakische Flüchtlinge in Syrien. Nach Erfurt bringt die 42-Jährige auch ausgeprägte Forschungserfahrung mit. So hat sie u.A. langfristige ethnografische Forschung mit verschiedenen Interviewmethoden betrieben und ist in ihrem aktuellen Projekt zu deutschen und arabischen Nachrichtendiensten mit Archivforschung und historische Literaturauswertung beschäftigt. Bereits vor der Promotion hat sie einige Jahre als Referentin bei der NGO „Global Witness“ und als Beraterin bei der „Control Risk“ gearbeitet. „Das hilft mir, meine Lehre praxisnah aufzustellen und auf den Erwerb von Kernfähigkeiten zu achten.“ 

Empirisch interessieren Hoffmann derzeit vor allem Nachrichtendienste und deren Rolle als wichtige Drehscheiben für internationale Aktivitäten: „Nachrichtendienste werden, zumindest in der Wissenschaft, noch viel zu sehr als nationale Sicherheitsakteure verstanden – tatsächlich sind sie viel mehr als das“, erklärt sie. „Die internationalisierte Politik West Asiens, vor allem in Syrien, Jordanien und Libanon interessiert mich dauerhaft, vor allem der große, internationale humanitäre Sektor, der nach den Fluchtkatastrophen im Irak (2005–2011) und Syrien (2011–heute) plötzlich in der Region entstand. Auch der sich jetzt gerade entfaltende, wirtschaftliche Totalkollaps des Libanon ist aus wissenschaftlicher Perspektive hochinteressant und aus regionalpolitischer Perspektive sehr besorgniserregend. Darüber hinaus interessieren mich auch immer Fragen wie zum Beispiel: Wie hält sich der Staat als weiterhin bedeutendster politischer Akteur? Wo verläuft die Grenze zwischen Staat und Gesellschaft? Worin besteht der Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sicherheitspolitik, und wie lässt er sich methodisch greifen?“

Bei der Antwort auf die Frage, ob es eine Person gibt, die sie besonders geprägt oder inspiriert hat, muss Sophia Hoffmann nicht lange überlegen: Justin Rosenberg von der Universität Sussex, sei eine solche Person. „Er war während meiner BA Studien mein 'personal tutor'. Sowohl seine historisch-materialistische Sichtweise auf internationale Politik, als auch seine freundliche, intelligente Zugewandtheit haben mich damals sehr beeindruckt. Aber auch Laleh Khalili von der Queen Mary Universität London, meine Doktormutter, muss hier genannt werden. Aus vielerlei Gründen. Vordergründig vielleicht wegen ihres ungeheuren Schreibtalents, aber auch aufgrund ihrer Fähigkeit, scharfe Kritik mit hoher Eloquenz zu verbinden.“

Sophia Hoffmann freut sich auf die neuen Kolleg*innen in Erfurt, aber natürlich auch auf die Studierenden. In ihren Lehrveranstaltungen wird sie Themen wie die internationale Politik des Nahen Ostens, Flucht, Migration und Humanitärer Sektor, Sicherheitsapparate und ihre internationalen Beziehungen sowie qualitative Methoden aufgreifen. „Ich hoffe aber auch, eine Lehrveranstaltung zu feministischen Theorien in internationalen Zusammenhängen entwickeln zu können.“

Sophia Hoffmann hat sich viel vorgenommen. So viel steht fest. Und was macht sie, wenn sie gerade nicht Professorin ist? Naja, Langeweile komme jedenfalls nicht auf, sagt sie. „Ich habe drei noch recht kleine Kinder, deshalb bestimmen vor allem Familienaktivitäten meine Freizeit. Aber ich bin auch eine ziemlich gute Gärtnerin und mache gern Sport: joggen, wandern, Yoga.“ Zum Glück ist Erfurt ja auch dafür ein richtig guter Ort…