Dürfen wir vorstellen? Prof. Dr. Mariana Llanos…

Vorgestellt
Postkarte "Welcome on Board!"

Zum Sommersemester 2021 haben wir an der Uni Erfurt ein neues Gesicht begrüßen können. Mariana Llanos ist von der Staatswissenschaftlichen Fakultät und dem German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg gemeinsam auf die außerordentliche Professur für „Democratic Institutions in the Global South“ berufen worden. Von deren Konzept, Forschung und Lehre zu relevanten gesellschaftlichen Problemen eng miteinander zu verknüpfen, war sie sofort überzeugt – und vom internationalen Profil der Studierenden. „Hier sehe ich viele Gemeinsamkeiten zum GIGA in Hamburg, wo ich seit langer Zeit arbeite“, sagt Mariana Llanos. Und so musste sie nicht lange überlegen, als das Angebot der Universität Erfurt kam.

Prof. Dr. Mariana Llanos
Prof. Dr. Mariana Llanos

Die 54-Jährige stammt aus Argentinien, genauer gesagt aus Bolivar, 400 Kilometer südlich von Buenos Aires, und ist studierte Politikwissenschaftlerin. 1999 wurde sie in Oxford mit einer Arbeit über „Privatisierungsprozesse und Demokratie in Argentinien“ promoviert. Seit 2001 lebt sie mit ihrer Familie in Hamburg, wo sie am GIGA, dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, als Lead Research Fellow am Institut für Lateinamerika-Studien arbeitet und den Forschungsschwerpunkt „Politische Verantwortlichkeit und Partizipation“ leitet. „2018 habe ich mich erfolgreich beim Leibniz-Wettbewerb beworben, um „Demokratische Institutionen im Globalen Süden" zu erforschen“, sagt Mariana Llanos. „Meine Lehrtätigkeit in Erfurt wird nun an diese Förderung anknüpfen.“

Im Rahmen ihrer Forschung vergleicht die Politikwissenschaftlerin politische Institutionen in Lateinamerika, beschäftigt sich aber auch mit überregionalen Vergleichen: „Mein Hauptanliegen war schon immer, das Amt des Präsidenten, die exekutive Macht in Lateinamerika zu verstehen. Ich gehe deshalb der Frage nach, wie und ob in neuen und sich konsolidierenden Demokratien eine Begrenzung dieser Macht überhaupt möglich ist. Und so arbeite ich derzeit hauptsächlich an zwei DFG-Projekten. Zum einen geht es dabei um den Versuch von Präsidenten in Lateinamerika und in Subsahara-Afrika, ihre Amtszeit auszuweiten – etwa, indem sie die Verfassung ändern. Und zum anderen schaue ich mir an, wie die Justiz in Lateinamerika mit der Öffentlichkeit kommuniziert.“ Mariana Llanos hat zum Thema „Rücktritte von Präsidenten“ (‚presidential interruptions‘) und zu Amtsenthebungen in Lateinamerika publiziert. Eines der jüngsten veröffentlichten Papers ist „High Courts and Social Media in Latin America“.  Aber auch die weltweite Corona-Pandemie steht im Blickpunkt ihrer Forschung: Ein neues DFG-Projekt zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zur Personalisierung von Macht wurde kürzlich bewilligt. „Hier untersuchen wir 36 Länder – von Mexiko bis China. Dank der Zusammenarbeit mit meinen ausgezeichneten Kollegi*nnen am GIGA bin ich in der Lage, diese umfassende Forschungsagenda durchzuführen.“

Auf die Frage, ob es eine Person gibt, die sie in ihrer beruflichen Laufbahn besonders geprägt oder inspiriert hat, muss Mariana Llanos nicht lange überlegen: „Es gibt viele Menschen, die meine Arbeit inspiriert haben und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Mein Interesse an der Funktionsweise politischer Institutionen geht auf meine Studienzeit in den späten 1980er-Jahre zurück, als wir die Prozesse der Demokratisierung verstehen wollten, die in Lateinamerika stattgefunden hatten. Die Arbeit von Juan Linz hatte dabei eine besondere Bedeutung für mich, vor allem seine Schrift über die Gefahren des ‚Präsidentialismus‘, die damals als unveröffentlichtes Manuskript unter uns Studierenden kursierte. Später kam Guillermo O'Donnell hinzu, einer der angesehensten argentinischen Politikwissenschaftler. Meine Doktorarbeit wurde von seinen Schriften über ‚delegative democracies‘ und ‚horizontal accountability‘ inspiriert. Bis heute greife ich für meinen Unterricht auf seine Schriften zurück.“

Die Erfurter Studierenden können die neue Professorin im Wintersemester in einem BA-Seminar über Demokratisierungs- und Autokratisierungstrends im globalen Süden kennenlernen. Und im folgenden Sommersemester soll es ein Master-Seminar an der Willy Brandt School of Public Policy geben, in dem der Einfluss politischer Institutionen auf die Politikgestaltung (‚policy-making‘) und die Ergebnisse dieser Politik (‚policy results‘) analysiert werden sollen.

Dass ihr erstes Semester an der Uni Erfurt gleich ein Pandemiesemester, also von digitalen Formaten bestimmt sein wird, sieht Mariana Llanos trotz aller Umstände vergleichsweise gelassen: „Ich bin sehr herzlich von den Kolleginnen und Kollegen in Erfurt empfangen worden und wir stehen schon im regen Austausch miteinander – wenn auch überwiegend online. Dafür bin ich sehr dankbar. Klar, es stimmt, ich würde sehr gern mein erstes Semester mit Präsenzveranstaltungen beginnen. Aber wenn die Situation es erfordert, weichen wir eben auf Online-Seminare aus und machen das Beste daraus.“

Dennoch habe sie die Pandemie auch stark betroffen, sagt Mariana Llanos. „Klar, wie uns alle. Meine Eltern leben in Argentinien, meine Tochter studiert in London, Besuche sind unendlich schwer zu organisieren – wenn sie denn überhaupt möglich sind. Das bedauere ich sehr.“ Auch, dass sie noch kaum Gelegenheit hatte, Erfurt kennenzulernen. „Pandemie-bedingt war mein Bewerbungsprozess leider komplett online, so dass ich damals nicht nach Erfurt kommen konnte. Ich finde aber, dass das eine überaus reizvolle Stadt ist, und freue mich riesig darauf, sie hoffentlich bald für mich entdecken zu können.

Und was macht die Politikwissenschaftlerin, wenn Sie abseits von Forschung und Lehre Zeit für sich hat?  „Ich liebe es, mit dem Stand Up Board in Hamburg auf dem nahen Kanal zu paddeln. Außerdem koche und backe ich gern für meinen Sohn und meine Freunde. Und da ich nicht gut nachdenken kann, ohne mich zu bewegen, bewege ich mich viel –  von Yoga bis Jogging.“

Bleibt uns also nur noch, einen guten Start zu wünschen: Herzlich willkommen, Prof. Dr. Mariana Llanos!