"Bekannter Unbekannter": Neue Forschungsstelle an der Uni Erfurt möchte Friedrich Fröbel neu entdecken

Vorgestellt
Kinder beim Lesen

Er gilt als der "Erfinder des Kindergartens" und betrachtete Kinder als Individuen im Lebensganzen, von Beginn an mit Kompetenzen ausgestattet – sich selbstwirksam ihre Lebenswelt- und Wirklichkeit aneignend, in einem gestalteten Bildungsraum: Der Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel, 1782 in Oberweißbach im Thüringer Wald geboren, hat die Bedeutung der frühen Kindheit nicht nur erkannt, sondern durch die Schaffung eines System von Liedern, Beschäftigungen und „Spielgaben“ diese Erkenntnisse auch in die pädagogische Tat umgesetzt. An der Universität Erfurt ist unter der Leitung von Andrea Schmid, Professorin für Inklusive Unterrichtsforschung mit dem Schwerpunkt Lernen, nun eine Forschungsstelle ins Leben gerufen worden, die verschiedenste Interessensgruppen und Aktivitäten, wie z.B. das Fröbel-Seminar in Kassel, die International Froebel Society und die Fröbel-Akademie in Thüringen, zusammenführen und eine wissenschaftliche Fundierung ihrer Aktivitäten gewährleisten möchte.

Prof. Dr. Andrea Schmid

Erst vor wenigen Tagen ist die Kindergartenidee nach Fröbel als "Immaterielles Kulturerbe Thüringens" in einem Festakt im Erfurter Haus Dacheröden anerkannt worden. Nun soll sie zur Anerkennung durch den Bund bzw. als UNESCO-Weltkulturerbe beantragt werden. "Friedrich Fröbel ist ein bekannter Unbekannter. Sein Wirken für die Pädagogik ist als „Hintergrundrauschen“ vielen (Sonder-/Heil-) Pädagog*innen bekannt, seine pädagogischen Leistungen harren jedoch seit Jahrzehnten der Modernisierung und Überprüfung in der heutigen (Forschungs-)Praxis. Insgesamt ist sein sehr konstruktiver Beitrag als Reform- und Inklusionspädagoge in Deutschland und international wieder zu entdecken und auszubauen", erklärt Prof. Dr. Andrea Schmid. "Wir möchten mit der Forschungsstelle einen Beitrag zur universitären Forschung und Lehre leisten und insbesondere die Verbreitung Friedrich Fröbels nach wie vor innovativer Konzepte zur (außer)schulischen Bildung wiederbeleben."

Aktuell finanziert sich die Forschungsstelle über die Professur für Inklusive Unterrichtsforschung. "Wir möchten aber möglichst bald Drittmittel einzuwerben, um unsere Forschungsvorhaben in die Tat umsetzen zu können. Die Möglichkeiten an und mit Fröbel zu arbeiten sind mannigfaltig und bedürfen einer breiten (internationalen) wissenschaftlichen Beteiligung", sagt Andrea Schmid. Deshalb sind Kolleg*innen und Kollegen, die an der Fröbel-Pädagogik in Praxis und Theorie interessiert sind, herzlich eingeladen, an unserer Arbeit mitzuwirken."

Aber auch Studierende sind angesprochen: Denkbar sind beispielsweise Qualifikationsarbeiten zu Fröbel, seiner ausgearbeiteten Philosophie und Pädagogik sowie den handlungsorientierten Materialien. "Momentan haben wir Anfragen zu Master-Arbeiten, einer Promotion und Habilitation. "So kann die historische und empirische Forschung als Theorie-Praxistransfer in den außerschulischen wie schulischen Bereich im Sinne eines lebenslangen Lernens Umsetzung finden", freut sich die Leiterin dre Forschungsstelle. "Gerade auch das Konzepts des Schulgartens, das an der Universität Erfurt fest verankert ist und von Fröbel als ein grundlegender Baustein erachtet wurde, bietet sich als besonderer Ausbildungsinhalt und Umsetzungsgedanke an."

Die Fröbel-Forschungsstelle...

... an der Universität Erfurt ist am 01. Mai 2022 gestartet. Eine offizielle Einweihung wird in Kürze stattfinden. Räumlich verortet ist die Forschungsstelle im Raum 114 im Mitarbeitergebäude 2. Dort ist immer dienstags von 13 bis 14 Uhr eine studentische Hilfskraft vor Ort. Für weitere Informationen steht auch Prof. Dr. Andrea Schmid bereit. Ein Webauftritt, der die Erreichbarkeit bzw. Sichtbarkeit der Forschungstelle erhöhen soll, ist in Planung.