Dürfen wir vorstellen? Dr. Thomas Lauer. Ein neues Gesicht auf dem Campus. Und seit 1. April wissenschaftlicher Geschäftsführer des Erfurt Laboratory for Empirical Research, kurz ErfurtLab.
Nun ja, ganz neu ist Lauer nicht. Er kennt die Uni Erfurt bereits aus seiner Studien- und Promotionszeit. Bis zu seinem Wechsel an die Universität zu Köln im Jahr 2011 hat er hier Wirtschaftswissenschaften studiert und wurde anschließend an der Staatswissenschaftlichen Fakultät promoviert. „In dieser Zeit habe ich bereits zahlreiche verhaltenswissenschaftliche Experimente im Erfurter Labor durchgeführt und begleitet“, erinnert sich der gebürtige Bad Langensalzaer und ist auch in seiner PostDoc-Zeit in Köln der experimentellen Wirtschaftsforschung treu geblieben. „Ich habe nach und nach immer mehr spannende Felder der empirischen Forschung kennengelernt“, sagt er. In den vergangenen drei Jahren als Laborleiter des Kölner Laboratoriums für Experimentelle Wirtschaftsforschung, einem der größten Verhaltenswissenschaftlichen Labore Deutschlands. Dort konnte Thomas Lauer außerdem die Einrichtung der Ethikkommission an der WiSo-Fakultät unterstützen und an der Erarbeitung eines uniweiten Konzepts zum Forschungsdatenmanagement mitwirken. Für seine neue Aufgabe ist er also bestens gerüstet.
„Die Idee, hier in Erfurt empirische Forschung fakultätsübergreifend zu organisieren, finde ich besonders spannend. Die Neuausrichtung mitzugestalten, ist für mich eine großartige Chance, meine Vorstellung von einer stärkeren Zusammenarbeit der empirischen Verhaltensforschung – über die Grenzen von Disziplinen hinweg – voranzubringen.“ Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein umfangreiches Programm zur Etablierung einer deutschlandweiten Forschungsdateninfrastruktur angekündigt. Im Rahmen dieses Programms ist mit ForumX ein wegweisendes Konzept zur nachhaltigen Bereitstellung von empirischen Forschungsdaten entstanden. Lauer hat daran mitgewirkt und vor allem zwei Dinge gelernt: erstens, dass die empirische Verhaltensforschung in verschiedenen Disziplinen, wie Psychologie und Ökonomie, deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede aufweist; und zweitens, dass die Zusammenarbeit der zahlreichen Labore in Deutschland noch sehr ausbaufähig ist. „Für beides bietet das ErfurtLab hervorragende Möglichkeiten. Die fakultätsübergreifende Nutzung der Labore ist eine Form der institutionalisierten Interdisziplinarität, die deutschlandweit nahezu einmalig ist und mit seiner Lage in der Mitte der Republik bietet Erfurt einen idealen Ausgangspunkt für die stärkere Vernetzung der Labore verschiedener Universitäten.“
Man merkt Thomas Lauer an, dass er Schwung mitbringt und loslegen will. Seine ersten „Amtshandlungen“? „Zunächst gilt es, dafür zu sorgen, dass das ErfurtLab als neue wissenschaftliche Einrichtung und Ansprechpartner für empirische Verhaltensforschung wahrgenommen wird. Dafür arbeiten wir gerade an unserem Auftritt im Rahmen der neuen Website der Uni Erfurt. Zeitgleich arbeiten wir ein Konzept für die disziplinübergreifende Nutzung der verschiedenen Laborstandorte aus. Als nächstes steht dann eine Modernisierung der Datenbank für die Rekrutierung unserer Probanden an. Außerdem muss natürlich die Planung für die Gewinnung neuer Teilnehmerinnen und Teilnehmer beginnen, damit wir – hoffentlich spätestens zum Start des Wintersemesters 2020/21 – den regulären Laborbetrieb wieder aufnehmen können. Und, weil aktuell infolge der bestehenden Kontaktbeschränkungen keine Befragungen und Experimente im Labor möglich sind, bauen wir auch die Kapazitäten zur Durchführung von Online-Befragungen weiter aus.“ Unschwer zu erkennen: Es gibt einiges zu tun für den neuen wissenschaftlichen Geschäftsführer. Aber womit hat sich Lauer eigentlich in seiner eigenen Forschung bislang beschäftigt? „Ich habe hauptsächlich zum Kooperationsverhalten von Menschen geforscht. Dabei interessiert mich vor allem die Frage, wie institutionelle Regeln, Anreize und Hierarchien die Bereitschaft zur Zusammenarbeit beeinflussen. In jüngster Zeit beschäftige ich mich aber auch viel mit der Frage, welche Einflussfaktoren Menschen helfen können nachhaltigere Entscheidungen für sich und die Umwelt zu treffen.“ Ein Thema, das aktueller denn je ist. Und sich wunderbar einreiht in die Forschung an der Universität Erfurt, die sich mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzt und sich zugleich zur internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Hinblick auf eine globale Teilhabe an Wissen und Wissenschaft bekennt. „Ich möchte meine Arbeit im ErfurtLab dazu nutzen, um Forschungsergebnisse, die hier und in anderen Laboren gewonnen werden, transparenter, sichtbarer und leichter nachnutzbar zu machen. Dazu gehört neben der Orientierung der Laborarbeit an den Prinzipien der offenen Wissenschaft und einem nachhaltigen Forschungsdatenmanagement auch die Aufbereitung der Ergebnisse für eine interessierte Öffentlichkeit außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Beispielsweise sollen auf der Website des ErfurtLab regelmäßig kurze Beiträge zu aktuellen Untersuchungen erscheinen.“ Wir dürfen also gespannt sein. Herzlich willkommen, Dr. Thomas Lauer!