An der Universität Erfurt hat eine neue Forschungsstelle „Sprache. Kommunikation. Religionsunterricht“ ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist am Martin-Luther-Institut und an der Professur für Religionspädagogik angesiedelt. Wir haben mit der Leiterin Prof. Dr. Andrea Schulte über ihre Pläne gesprochen…
Vor welchem Hintergrund ist die Forschungsstelle entstanden?
Sie ist vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen religiöser Sprachbildung und Kommunikation über Religion im Religionsunterricht entstanden. Die Erfahrungen in der Schule und die Praxis des Religionsunterrichts zeigen zweierlei:
1. Schulischer Unterricht kommt ohne die Wortsprache nicht aus. Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler reden miteinander, untereinander, durcheinander, zuweilen auch gegeneinander. Im weitesten Sinne kommunizieren sie über die curricular gebundenen Themen und Inhalte des Unterrichts. Hierbei bestimmt die Sprache das interaktive Unterrichtsgeschehen insgesamt. Die dafür notwendigen kommunikativen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten haben sich Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen anzueignen. Ein kompetenter Umgang mit Sprache gehört somit zum Bildungsauftrag der Schule.
2. Dies gilt zweifelsohne auch für den Religionsunterricht. Schülerinnen und Schülern dient die Sprache als Medium der Erschließung und Gestaltung von Welt und Wirklichkeit, aber auch als Medium der Suche nach einer gelingenden Gottesbeziehung und des Sprechens zu Gott, über Gott und von Gott. So ist der Religionsunterricht auf alle Überlegungen angewiesen, die über menschliches Reden und Hören, über Kommunikation, über die Wege sprachlicher Verständigung, über den Reichtum und die Vielfalt sprachlicher Möglichkeiten angestellt werden. Wer das spannende „Treiben“ im Religionsunterricht verstehen will, wird um die Beschäftigung mit Sprache nicht umhin kommen. Wie, warum und wozu wird im Religionsunterricht gesprochen?
Was wird die Forschungsstelle erarbeiten, was ist ihr Ziel?
Die Forschungsstelle wird sich darauf konzentrieren, auf dem Stand der gegenwärtigen theologischen und religionspädagogischen Debatte die Bedeutung der Sprache im Kontext religiöser Bildungsprozesse der Schule und des Religionsunterrichts herauszuarbeiten und sie für die religionspädagogische Theoriebildung sowie die Theorie und Praxis des Religionsunterrichts fruchtbar zu machen. Es gehört zu den vernachlässigten Themen der Religionspädagogik, Sprache mit dem konkreten schulischen Religionsunterricht expressis verbis in eine Beziehung zu bringen und auf der Ebene des Unterrichts und seiner Inhalte, des Lehrerhandelns und der Kommunikation im laufenden Unterrichtsprozess auszuweisen.
Demzufolge sollen an der Forschungsstelle vier Themenfelder erschlossen werden, deren religionspädagogische Reflexion und Bearbeitung noch ausstehen:
Mit der Forschungsstelle wollen wir einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität des schulischen Religionsunterrichts leisten. Über die Orientierung und das wissenschaftliche Interesse an dem Thema Sprache soll darüber hinaus ein weiterer Baustein zur Professionalisierung des Berufs als Religionslehrerin und Religionslehrer entstehen.
Welche Personen gehören der Forschungsstelle an?
Bei der Bearbeitung der Forschungsbereiche wird mir apl. Prof. Dr. Matthias Hahn zur Seite stehen. Er ist Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts (PTI) der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Darüber hinaus wird Ellen Baumgärtel zur Forschungsstelle gehören. Sie betreut seit mehr als zehn Jahren die Studierenden im Fachpraktikum Evangelische Religion.
Sind schon irgendwelche Veranstaltungen seitens der Forschungsstelle geplant?
Wir planen gerade eine interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung mit dem Titel „Sprache. Kommunikation. Religionsunterricht. Gegenwärtige Herausforderungen religiöser Sprachbildung und Kommunikation über Religion im Religionsunterricht“, die vom 25. bis 27. Januar 2017 im Augustinerkloster Erfurt stattfinden wird. Weitere Veranstaltungen in Form von Symposien und Workshops sollen folgen. Und natürlich arbeiten wir auch an einer Website, die dann über die Homepage des Martin-Luther-Instituts zu finden sein wird.