Neue Publikation über "Lateinamerikaberichterstattung der deutschen Presse"

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Unter dem Titel "Lateinamerikaberichterstattung der deutschen Presse" ist bei Springer soeben ein neues Buch von Dr. des. Regina Cazzamatta erschienen. Es untersucht die Struktur und Entstehungsbedingungen dieser Berichterstattung und basiert auf der Dissertation, die Cazzamatta an der Philosophischen Fakultät der Uni Erfurt vorgelegt hat.

Die Rolle der Auslandsberichterstattung wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer bedeutsamer. Und neue Nachrichtentechnik, die Erweiterung von Kommunikationsbeziehungen und stärkere transnationale politische Vernetzung sorgen dafür, dass sie weiter an bedeutung gewinnt. Das heißt, in Zeiten globaler politischer und ökonomischer Vernetzung ist es für ein Land essentiell geworden, ob bzw. auf welche Art und Weise es in den Medien anderer Länder dargestellt wird. Die (Nicht-)Wahrnehmung einer Nation verschafft ihr ein bestimmtes Image, das auch Konsequenzen für politische und wirtschaftliche Prozess haben kann. Welche Themen, Fakten und Entwicklungen werden von den Medien selektiert und als publikationswürdig eingestuft? Der Berichterstattung bestimmt oftmals unser Bild von einem Land, das wir selber nicht bereist haben bzw. über das wir zu wenig eigene Erfahrungen sammeln konnten. 

Lateinamerika gehört indes nach wie vor zu den "blinden Flecken" der Auslandsberichterstattung in Deutschland. Dabei hat sich die Region seit den 80er-Jahren wirtschaftlich, politisch und sozial stark verändert. Die 1990er-Jahre brachten mehr Demokratie und neoliberale Wirtschaftspolitik. Seit Beginn des Jahrtausends sind die politischen Führungen auf dem Kontinent immer stärker links oder mittig links orientiert. Es wäre Anfang der 1990er-Jahre unvorstellbar gewesen, dass in Ländern wie Brasilien, Bolivien, Chile, Ecuador, Uruguay und Venezuela mehr oder weniger linke Regierungen demokratisch gewählt werden können, ohne dass Militärs oder eine fremde Macht eingegriffen hätte. Die neoliberalistische Ära kam zum Ende und in vielen Staaten gelangen Vertreter der Linken oder linken Mitte an die Macht. Anfang des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts gewannen zudem soziale und ökologische Bewegungen an Bedeutung. Was aber kommt bei uns davon an?

Das Dissertationsprojekt von Regina Cazzamatta zielte darauf ab, die Struktur und Entstehungsbedingungen lateinamerikanischer Berichterstattung in der deutschen Presse hinsichtlich einer aktuellen politischen Ordnung zu untersuchen. Wie wird Lateinamerika gegenwärtig in der deutschen Presse dargestellt? Verbindet man auch heutzutage die Region mit Bürgerkrieg, Umsturzversuchen, Guerillabewegungen, Wahlmanipulation und Schuldenkrisen? Wurde das Image Lateinamerikas als „Hinterhof der USA“ abgelöst? Konzentriert sich die Berichterstattung weiterhin auf wenige Länder bzw. Brasilien, Chile und Argentinien wie Wöhlcke  in den 70er-Jahren konstatiert? Hatte die Veränderung in der Politik und Wirtschaft des Kontinentes Einfluss, wenn auch nicht unbedingt, hinsichtlich der Quantität auf die Berichterstattung? Sind die Länder innerhalb des Kontinents gleichmäßig porträtiert oder gibt es Ländermerkmale, die ihre Nachrichtenfaktoren erhöhen? Werden große Heterogenität, kulturelle Vielfalt und unterschiedliche geografische, wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Gegebenheiten der Länder in der Berichterstattung berücksichtigt? Sind die in der früheren Forschung identifizierten Nachrichtenfaktoren für Lateinamerika stabil geblieben? Welche Faktoren und Ausprägungen treten gegenwärtig in der Berichterstattung am häufigsten auf?

Um diese Fragen beantworten zu können, hat Regina Cazzamatta für ihre Arbeit ein Mehr-Methoden-Design entwickelt, das quantitative und qualitative Inhaltsanalysen kombiniert. Die Autorin füllt damit eine Forschungslücke in einem außenpolitisch extrem relevanten Thema. Ihr Buch betrachtet Themen und Merkmale des Mediendiskurses in kombinierter Form, zeigt Länderprofile und sucht nach theoretischen Erklärungen für die Bildkonstruktionen innerhalb der Berichterstattung. Mit dem Ergebnis, dass es das Lateinamerikabild in der deutschen Presse nicht gibt, sondern sich eine Perzeption nach Ländern und Landesgruppen ausdifferenziert lässt.

Cover

Regina Cazzamatta
Lateinamerikaberichterstattung der deutschen Presse
Struktur und Entstehungsbedingungen
Springer: Wiesbaden, 2020  
ISBN: 978-3-658-30783-7
64,99 EUR
(auch als E-Book erhältlich)

 

Über die Autorin
Regina Cazzamatta hat in Sao Paulo studiert und wurde im Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt promoviert. Sie ist zurzeit Lehrbeauftrage im Studiengang Global Communication: Politics & Society an der Universität Erfurt. Ihr Forschungsinteresse liegt auf vergleichenden Mediensystemen, dem Lateinamerika-Bild, Nachrichtenauswahl bzw. Nachrichtenwerttheorie und Methoden der Inhaltsanalyse.