Feierlicher erster Spatenstich für den neuen Forschungsbau

Ausblicke
Visualisierung Forschungsneubau

Es ist ein weiterer Meilenstein für die Universität Erfurt: Nachdem der Wissenschaftsrat 2016 „grünes Licht“ für den Bau eines neuen Forschungsgebäudes auf dem Campus gegeben und die ersten Planungen 2017 begonnen hatten, fand heute im Beisein zahlreicher Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik der symbolische „erste Spatenstich“ statt. Bis 2021 soll nun gebaut und der Entwurf des Büros Obermeyer Planen + Beraten GmbH aus München, das als Sieger aus einem vorangegangenen Planungswettbewerb hervorgegangen ist, realisiert werden. Der Bund und das Land Thüringen werden etwa 16 Millionen Euro investieren, wovon der Bund rund fünf Millionen Euro übernimmt.

Der Neubau soll zwischen Universitätsbibliothek und dem Kommunikations- und Informationszentrum (KIZ) entstehen und künftig das Max-Weber-Kolleg sowie weitere Forschungsgruppen beherbergen. Die Bewilligung eines solchen Vorhabens für eine geisteswissenschaftliche Hochschule wie die Uni Erfurt ist indes alles andere als selbstverständlich: In der Vergangenheit konnten hier eher die Exzellenzcluster oder Hochschulen mit großen naturwissenschaftlichen Projekten punkten. Und es gibt noch eine Besonderheit: Die Universität wird den Neubau selbst realisieren – das erste Mal überhaupt, dass eine Thüringer Hochschule eine sogenannte „große Baumaßnahme“ in Eigenregie übernimmt.

Damit soll nun die Umsetzung eines langfristigen Forschungsprogramms zum Thema „Attraktion, Repulsion, Indifferenz – eine kulturvergleichende Analyse von Weltbeziehungen“ ermöglicht werden. Das Programm schließt an die interdisziplinäre, historisch vergleichende kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt an. Es verfolgt das Ziel, mit einem spezifischen Zugriff, der seine Wurzeln in der verstehenden Soziologie hat, innovative Perspektiven zu eröffnen, die eurozentrische sowie kognitivistisch verengte Sichtweisen überwinden. Auf diese Weise will es einen Beitrag zur Bearbeitung gesellschaftlich relevanter Problemstellungen der Gegenwart leisten, etwa in Bezug auf das Verständnis der Rolle materieller, ideeller wie kultureller Bedingungen für ein gelingendes Zusammenleben in pluralistischen Gesellschaften, die Schaffung gemeinsamer Sprachen zur narrativen Erschließung des kulturellen Erbes oder die Verständigung über wesentliche Wertkomplexe in der Moderne. Die zur Bearbeitung dieses Forschungsprogramms erforderliche Kollegstruktur ist nicht zuletzt durch Interdisziplinarität, Interkulturalität und Intergenerationalität gekennzeichnet und soll nun durch den Forschungsbau im Zentrum des Campus der Uni Erfurt zur Entfaltung gebracht werden.

Diesen Anforderungen trägt der Planungsentwurf des Büros Obermeyer Rechnung. Das neue Gebäude soll auf 4000 Quadratmetern Raum für 160 wissenschaftliche Arbeitsplätze bieten. Den zentralen Platz bildet die Treppenhalle über sämtliche Geschosse. Eine Freitreppe mit Sitzstufen lädt zum Aufenthalt ein und ermöglicht Begegnungen. Das den Grundriss dominierende Konzept peripherer „Denkzellen“ wird auch zum gestaltprägenden Bild der Fassade. Die großformatige Verglasung der Individualräume bringt die Wissenschaftler in Sichtkontakt mit den angrenzenden öffentlichen Campusflächen.

Die Jury war überzeugt: Der kompakte und zugleich großzügige Entwurf berücksichtige die geplanten Nutzungen und erfülle zugleich eine weitere Anforderung im Wettbewerb: Zwischen dem Neubau und der Bibliothek bleibt Raum für mögliche weitere Gebäude. „Der Neubau ist für uns eine wunderbare Chance, auf dem Campus noch näher zusammenzurücken“, freut sich Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg, Präsident der Universität Erfurt. „Zugleich können wir den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern modernste Räume zum Arbeiten bieten, so dass der geplante Neubau nicht nur eine Bereicherung für den Campus, sondern auch ein wichtiger Schritt im harten Wettbewerb um Ressourcen und Köpfe sein wird.“

„Die Förderung durch den Bund ist eine Bestätigung für die hervorragende wissenschaftliche Arbeit, die am Max-Weber-Kolleg geleistet wird“, sagt Thüringens Wirtschaftsstaatssekretärin Valentina Kerst. Die Universität sei dabei in mehrfacher Hinsicht Vorreiter: „Erstmals hat ein rein geisteswissenschaftliches Forschungsprojekt vom Bund den Zuschlag für ein eigenes Forschungsgebäude erhalten. Erstmals wird in Thüringen ein solcher Neubau durch eine Universität in Eigenverantwortung realisiert. Und erstmals wird unter dem Stichwort ‚Weltbeziehungen‘ eine wirklich ganzheitliche Perspektive auf die Voraussetzungen des Zusammenlebens in modernen Gesellschaften eingenommen. Das Projekt ist damit nicht nur ein Meilenstein für die geisteswissenschaftliche Forschung, sondern auch ein riesiger Imagegewinn für den Forschungsstandort Erfurt.“

Und Birgit Keller, Thüringens Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, ergänzt: „Eine moderne Gebäudeinfrastruktur ist notwendig, damit eine Hochschule bzw. angeschlossene Schwerpunktbereiche ihre Spitzenposition in Lehre und Forschung halten und weiter ausbauen können. Das Max-Weber-Kolleg hat sich einen ausgezeichneten Ruf seit seiner Gründung erworben. In dem Neubau stehen künftig genügend Kapazitäten für eine freie Entfaltung der Erkenntnisse, dem Fundament von Wissenschaft, zur Verfügung. Wir dürfen auf die ersten Resultate gespannt sein.“

Weitere Informationen / Kontakt:

Olaf Römer
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